Femi Beluli (51) fräst den Schnee von der Zufahrt zum Grandhotel Belvédère in Davos GR. Die Hutkrempe ragt ihm tief ins Gesicht, aber er ist guter Dinge. «Das wird mein 30. WEF», freut er sich. Beluli ist technischer Direktor des Belvédère und damit auch für die Sicherheit der Gäste verantwortlich. «Seit 9/11 ist die Sicherheitsstufe immer die höchste.»
Und doch ist 2016 anders. Bei den Terroranschlägen am 13. November in Paris jagten sich erstmals in Europa Terroristen selber in die Luft und massakrierten Zivilisten. Das könnte auch am WEF passieren: «Auf ein Szenario mit Selbstmordattentaten haben wir reagiert», sagte der Bündner Polizeikommandant Walter Schlegel (53) der «NZZ am Sonntag».
Konkret heisst das: mehr Strassensperren, mehr Kontrollen, mehr Hunde, die auf Sprengstoff abgerichtet sind. «Auch wir Handwerker werden dieses Jahr mehr kontrolliert», sagt der Davoser Schreinermeister Paul Ardüser (52), der mit seinen Leuten seit November für das WEF arbeitet.
Selbstmordattentäter ticken völlig anders als normale Kriminelle. «Die Androhung von Strafe funktioniert bei ihnen nicht», sagt ein Sicherheitsexperte. «Man muss sie handlungsunfähig machen, bevor sie zuschlagen.» Das bedeutet: Der Job der Scharfschützen, die in ganz Davos auf den Dächern lauern, wird noch wichtiger.
Verrückt machen lässt sich wegen der erhöhten Terrorgefahr in Davos niemand. «Angst haben wir keine», sagt Belvédère-Direktor Thomas Kleber (50). «Aus meiner Sicht ist Davos während des WEF der sicherste Ort der Welt.»
1000 Polizisten und 3000 Soldaten stehen im Einsatz. Ab Dienstagmorgen kreisen permanent zwei F/A-18 über Davos. Am Boden sind Fliegerabwehrkanonen stationiert.
Und auch der Schnee hilft. Der Flüelapass ist seit Anfang Woche nicht mehr passierbar. Das macht die Abriegelung des Gebietes einfacher.
Die Schweiz kann zudem auf internationale Hilfe zählen. Fremde Staaten müssen ihre Politiker schützen. Deshalb haben sie ein grosses Interesse, der Schweiz alle Informationen zu liefern. «Das ist ein Riesenvorteil für den Schweizer Nachrichtendienst», sagt der Sicherheitsexperte.
Besonders die USA dürften sich kooperativ zeigen. Sie schicken mit Joe Biden (73) ihren Vizepräsidenten nach Davos. Gestern landeten fünf Black-Hawk-Helikopter in Dübendorf ZH. Heute werden zwei C-5 Galaxy erwartet. Das Riesen-Frachtflugzeug bringt den Fuhrpark des Präsidenten.