Das Thema Trump dominiert Davos 2017
WEF am Scheitelweg

Hauptperson des WEF 2017 ist ein Abwesender: Die in Davos versammelte Elite zittert vor Donald Trump. Der neue US-Präsident stellt alles in Frage, wofür das WEF steht.
Publiziert: 16.01.2017 um 07:38 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 21:39 Uhr
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Gescheite Köpfe aus Wirtschaft, Politik und Unterhaltung fragen sich diese Woche in Davos: Wie lässt sie Donald Trump aussehen?
Foto: Igor Kravarik

Joe Biden (74) hat es geahnt. Vor genau einem Jahr redete der US-Vizepräsident den versammelten Wirtschaftsführern und Politikern in Davos GR eindringlich ins Gewissen. Die Elite habe kein Problem, sich an die veränderte Realität anzupassen, der Mittelstand aber bleibe auf der Strecke, warnte der Sohn eines Industriearbeiters.

Jahrelang habe der Deal gelautet: Wer etwas leiste für die Gesellschaft, erhalte etwas zurück – einen Job, genügend Lohn, um ein anständiges Leben zu führen, Ansehen und Würde. Doch die Elite habe den Deal gebrochen, prangerte Biden an: Sie kümmere sich nicht mehr um den Mittelstand, sondern nur noch um Gewinnmaximierung und eigene Vorteile. Der Preis für die Ignoranz, so prophezeite Biden, werde der Aufstieg von Rechtspopulisten sein. «Es geht nicht um Klassenkampf, sondern um die globale Sicherheit.»

Doppelte Bedrohung für das WEF

Obamas Stellvertreter redete sich ins Feuer im Davoser Kongresszentrum, doch die meisten seiner Zuhörer starrten nur krampfhaft auf den Bildschirm ihres Smartphones. Doch der US-Vize bekam recht: Am Freitag wird Donald Trump (70) als nächster US-Präsident vereidigt.

Trump ist eine doppelte Bedrohung für das WEF: Zum einen steht die 47. Ausgabe des Forums völlig im Schatten seiner Inauguration am Freitag. Für die WEF-Teilnehmer, die ihr Treffen mit der grössten Selbstverständlichkeit als Nabel der Welt sehen, ist dies eine schwere Kränkung. 

Schwerer aber als die gestohlene Show wiegt etwas anderes: Trump stellt das WEF fundamental in Frage. Der neue US-Präsident und WEF-Gründer Klaus Schwab (78) lieben zwar beide den grossen Auftritt und pathetische Worte. Sonst verbindet sie aber nichts.

Internationale Organisationen für geordnete Verhältnisse

Das Forum verdankt seinen Aufstieg der Globalisierung. In seinen Anfängen hiess es European Management Forum und war eine Selbsthilfeorganisation für die europäische Industrie, die den Anschluss an die USA zu verlieren drohte. Erst der Fall des Eisernen Vorhangs und der Aufstieg Indiens und Chinas machten das WEF zu einer weltumspannenden Veranstaltung. Den Glauben an die segensvolle Wirkung von Freihandel und offenen Grenzen verbindet die Teilnehmer ebenso wie die Überzeugung, dass internationale Organisationen für geordnete Verhältnisse sorgen sollen.

Trump steht für das genaue Gegenteil. Er will eine Mauer zu Mexiko hochziehen, drakonische Zölle auf Importe erheben, die Firmen zur Produktion in den USA zwingen, einen Handelskrieg mit China vom Zaun brechen, Freihandelsabkommen aufkündigen und die Nato am liebsten verlassen. Kommt er damit durch, ist die Globalisierung am Ende.

Die Bedrohung Trump zieht sich wie ein roter Faden durch das Programm diese Woche. «Wie kann die Krise des Mittelstandes gelöst werden?», lautet der Titel einer Veranstaltung. Andere widmen sich der «Politik der Angst», der «grossen Zweiteilung der USA» und fragen, ob die «Nato an einem Wendepunkt» stehe. 

Schwab hat sich bisher um eine klare Position zu Trump gedrückt. Darauf angesprochen am WEF-Hauptsitz am Genfersee sagte er vor kurzem einzig: «Ich habe ihn getroffen.» Details gab er keine preis.

Trump stellt das WEF in Frage, doch schlecht muss das für das Forum nicht sein. Im Gegenteil: Wenn die Welt auseinanderbricht, werden Veranstaltungen wie das WEF wichtiger denn je. Dafür muss das Forum aber sein Profil schärfen. Mit Parolen, die so schwammig sind, dass sie niemand versteht, wird der Kampf gegen Trump nicht zu gewinnen sein. 

Verfolgen Sie das WEF im BLICK Liveticker.

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