Ende Januar treffen sich wieder die Reichen und Mächtigen in Davos am Weltwirtschaftsforum. Auch Donald J. Trump (71) wird die Konferenz besuchen, das verkündete heute Pressesprecherin Sarah Huckabee Sanders. Der US-Präsident freue sich darauf, am diesjährigen WEF bei den weltweiten Führungspersönlichkeiten seine «America First»-Agenda voranzutreiben, um «die amerikanische Wirtschaft, die amerikanische Industrie und die amerikanischen Arbeiter» zu fördern.
«Ich bin höchst überrascht, dass Trump nach Davos kommt»
Der Gemeindepräsident von Davos, Tarzisius Caviezel, erfuhr von der Teilnahme des amtierenden US-Präsidenten am Telefon von BLICK. «Ich bin höchst überrascht, dass Trump nach Davos kommt», sagt Caviezel. «Die Gemeinde und die WEF-Spitze pflegen einen guten Austausch, doch das war nie ein Thema.»
«Das ist schon verrückt. Letztes Jahr war Chinas Staatschef Xi Jinping zu Besuch und jetzt kommt Donald Trump.» Auch wenn Caviezel damit rechnet, dass Trumps WEF-Besuch Gegner des 45. US-Präsidenten nach Davos ziehen wird, zeigt er sich über die bevorstehende Stippvisite von Trump «höchst erfreut».
«Das zeigt, wie wichtig das WEF ist», sagt Samuel Rosenast, Leiter Kommunikation von Davos Klosters Tourismus, zu BLICK. Und auch Trumps Vorliebe fürs Golfen dürfte bei seinem Besuch in Davos nicht zu kurz kommen. «Wenn Trump unbedingt Golf spielen will, dann würden wir schauen, dass er zu seiner Lektion kommt.»
Wird Trump im Davoser Nobel-Hotel nächtigen?
Wo Trump während des WEF untergebracht sein wird, ist noch unklar. Tina Heide, Direktorin des Steigenberger Grandhotel Belvédère in Davos, würde es jedoch begrüssen, wenn der US-Präsident im Davoser Nobel-Hotel nächtigen würde. Schon Bill Clinton war während seiner mehrfachen WEF-Besuche ein gern gesehener Gast im Belvédère.
Für Clinton hatte der damalige Steigenberger-Hotelier Ernst «Aschi» Wyrsch (56) nicht nur den roten Teppich ausgerollt. Als Clinton im Jahr 2000 als amtierender Präsident ans WEF kam, nächtigte er gar in der Privatwohnung des einstigen Hoteldirektors. Am WEF begrüsste Wyrsch über 100 Staatspräsidenten und Dutzende Showgrössen. «Aber Trump ist noch eine Nummer grösser», so Wyrsch zu BLICK.
«Trumps Besuch ist sehr kurzfristig»
«Es wird alles hoch zehn sein: Der Aufwand, die Hektik, die Aufmerksamkeit, wird im Vergleich zu den anderen prominenten Gästen zehn Mal höher sein!», sagt der Ex-Belvédère-Direktor. «Das Medienspektakel, dass sich hier abspielen wird, wird sogar das von Clinton in den Schatten stellen.»
Auch muss das Sicherheitsdispositiv hochgefahren werden - Trump wird wahrscheinlich mit einer Entourage von einigen hundert Personen anreisen, ist der 56-jährige Wyrsch überzeugt. Der Atomkoffer wird in der nähe sein. «Die Luft wird wie elektrisiert sein und Trump wie ein Ausserirdischer erscheinen. Alle werden sich um ihn scharen.»
«Im Unterschied zu Trump hat Bill Clinton einst sein Kommen bereits eineinhalb Monate zuvor angekündigt», so Wyrsch. «Trumps Besuch ist da sehr kurzfristig.» Für Trumps Sicherheit während seines Aufenthalts in Davos werden die Kantonspolizei Graubünden, die Bundespolizei in Zusammenarbeit mit der CIA und dem Secret Service sorgen. «Für Graubünden und für die Schweiz ist der Besuch von US-Präsident Donald Trump eine riesen Ehre. Die Werbetrommel fürs WEF wird nun richtig angerührt.»
Alain Berset will Trump für einen Austausch treffen
Nach Bekanntwerden von Trumps Besuch in der Schweiz, meldet sich jetzt auch das Departement des Innern (EDI) zu Wort. Bundespräsident Alain Berset ist an einem Gespräch mit dem US-Präsidenten interessiert: «Wenn Donald Trump ans WEF nach Davos kommt, so trifft ihn Bundespräsident Berset gerne für einen Austausch«, so das EDI.
Die Schweiz und die USA pflegten langjährige, intensive Beziehungen auf unterschiedlichsten Ebenen. «Es gibt viele Themen zu besprechen - bilateral und international.»
Das von Klaus Schwab gegründete WEF dauert vom 22. bis 26. Januar 2018. Es nehmen rund 3000 Entscheidungsträger aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft teil. Auch der französische Präsident Emanuel Macron hat bereits seine Teilnahme angekündigt. Letztes Jahr verzichtete Trump, wegen der zeitgleich stattfindenden Inauguration, noch auf eine Teilnahme. Trotzdem schwebte sein der Schatten seiner Antiglobaliserungspolitik schon damals über dem Wirtschaftstreffen.
Clinton landete 2000 mit der Air Force One
Die USA sind am WEF traditionell zahlreich und hochrangig vertreten. Dass aber amtierende US-Präsidenten das WEF besuchen ist eine Seltenheit – und kam bisher erst einmal vor. Im Jahr 2000 flog der damalige Präsident Bill Clinton mit der Air Force One in Zürich ein und flog dann mit einem von zwei identischen Chinook-Doppelrotoren-Helikoptern nach Davos - begleitet von einem Schweizer Superpuma.
Clinton brach damals in seiner Rede vor der versammelten Prominenz eine Lanze für die Welthandelsorganisation (WTO) und den Freihandel. Beim Besuch von Trump dürfte es wohl ganz anders tönen, denn der amtierende US-Präsident vertritt eine isolationistische Wirtschafts- und Aussenpolitik.
Auch das Thema des diesjährigen Weltwirtschaftsforums - «Für eine gemeinsame Zukunft in einer zersplitterten Welt» - beisst sich mit Trumps politischer Agenda. Konkret sollen dabei nach Angaben der Veranstalter «innovative Ideen» vorgelegt werden, um etwa den Freihandel beizubehalten und den Umweltschutz zu stärken. (bö/rad/lea/SDA)