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Belvédère-Direktorin Tina Heide (44) über WEF-Stress, berühmte Gäste und neue Essenswünsche
«Die Zeit der Völlerei ist vorbei»

Die Hoteldirektorin des Davoser Belvédère führt am WEF 300 Mitarbeiter. Tina Heide (44) sagt, dass auch die VIPs verstärkt ökologisch leben. Auf der Menükarte gibts veganes Essen. Hummer und Gänseleber sind dafür passé.
Publiziert: 23.01.2020 um 23:10 Uhr
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Direktorin Tina Heide (44) spürt den Ökotrend auch im Luxushotel.
Foto: Anian Heierli
Anian Heierli

Schweizweit ist diese Gästeliste einzigartig: Ex-US-Präsident Bill Clinton (73), Microsoft-Gründer Bill Gates (64) und die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel (65) schlummerten schon im Steigenberger Grandhotel Belvédère. Zu den prominenten Besuchern des Davoser Luxushauses gehören aber auch Stars wie Rapper Will.i.am (44), Schauspielerin Angelina Jolie (44) oder Boxlegende Muhammad Ali (†74).

Aktuell führt Managerin Tina Heide (44) das Traditionshaus. Vor und während des World Economic Forum (WEF) ein Knochenjob. «Wenn ich schlafe, geht es schnell», sagt sie zu BLICK. «Wegen des Adrenalins reichen mir vier Stunden pro Nacht.» Doch die Deutsche weiss, worauf sie sich einlässt. Für sie ist es bereits das achte WEF, das dritte als Hoteldirektorin.

Der «Spirit of Davos» hält auch im 145-jährigen Belvédère Einzug. Hummer, Froschschenkel und Gänseleber sind passé. Im Trend sind Nachhaltigkeit, Bioprodukte und so wenig Abfall wie möglich. «Überschüssiges Essen vom Buffet spenden wir der Bevölkerung von Davos», sagt Heide.

Die Chefin schläft im Vierbettzimmer

Überhaupt wollen die Hotelgäste heute gesünder essen. Fischgerichte, vegane Menüs und spezielle Diäten gehören zum Repertoire der Küche. Am diesjährigen WEF ist die indische Stiftung Asha Jadeja Motwani offizieller Bar-Sponsor im Belvédère. Was das bedeutet? «Kein Rind, kein Alkohol und viele gesunde Köstlichkeiten», zählt Heide auf. «Die Zeit der Völlerei und der ausschweifenden Partys ist vorbei.»

Das Luxushotel ist ausgelastet. Die WEF-Organisation vergibt sämtliche Zimmer an geladene Gäste. Auch Direktorin Heide ist aus ihrer Wohnung ausgezogen, um Platz zu machen. Sie schläft im Mitarbeiterhaus, einer ehemaligen Sauna. Dort teilen sich jeweils vier Personen ein Zimmer. Sie nimmts lässig: «Das gehört zu meiner Philosophie.» Sie will keine Chefin der alten Schule sein und setzt auf flache Hierarchien.

Dennoch führt sie am Forum 100 feste Mitarbeiter und 180 Aushilfen. Mit allen externen Spezialisten wie etwa Elektrikern oder IT-Technikern sind das schnell 500 Personen. Trotzdem findet sie fürs WEF problemlos qualifizierte Mitarbeiter. «Das ist ein Prestigeanlass und macht sich gut im Lebenslauf», so Heide. «Zudem ist es ein extrem spannender Einsatz.»

Die Hotellerie ist nicht mehr so sexy

Unter dem Jahr ist die Rekrutierung dagegen schwieriger. «Die Hotellerie ist nicht mehr so sexy, wie sie einmal war», bedauert Heide. Unregelmässige Arbeitszeiten, Nachteinsätze und Saisonjobs erschweren die Suche. Doch das Belvédère hat einen Vorteil. Es gehört zur internationalen Hotelgruppe Steigenberger, die weltweit auf Mitarbeiter zugreifen kann.

Zum Jahreswechsel hat der ägyptische Tourismusunternehmer Hamed El-Chiaty die deutsche Hotelgruppe Steigenberger für 700 Millionen Euro an den chinesischen Konzern Huazhu verkauft. Bislang hat das kaum Einflüsse auf die Arbeit von Heide. Chinesisch musste sie noch nicht lernen.

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