Ihre Hochzeit im Sommer 2015 machte sie zum grössten Paar der Welt. Zumindest unter den Zementherstellern – die schweizerische Holcim und die französische Lafarge haben zusammen 115'000 Angestellte, sind in 90 Ländern tätig und in Rapperswil-Jona SG zuhause. Damals sagte Präsident Wolfgang Reitzle voller Zuversicht: «Der heutige Abschluss unserer Fusion ist ein historisches Ereignis – nicht nur für die beiden Gründungsunternehmen, sondern auch für unsere Industrie insgesamt.»
Doch der gemeinsame Weg ist steiniger als angenommen. Die Ehe liess den Betonriesen nun in tief rote Zahlen stürzen: LafargeHolcim verkündete einen Verlust von 3,2 Milliarden Franken – 2,8 Milliarden davon allein im vierten Quartal 2015. Der Umsatz sank im Vergleich zum Vorjahr um 6,2 Prozent auf 29,5 Milliarden. Die Gründe: Wertminderungen und Kosten in der Höhe von 3 Milliarden Franken, liess der Konzern verlauten.
«Ein mittleres Desaster»
An der Generalversammlung im Mai wird Reitzle zurücktreten. Das ist schon länger bekannt. Was seine Beweggründe sind, ist von aussen schwierig zu beurteilen. Klar aber ist: Der Start ins erste gemeinsame Jahr ist gehörig missglückt. Die von Reitzle mitgeprägte Fusion sei bis dato ein mittleres Desaster, schrieb jüngst die «Handelszeitung».
Auch die Aktionäre hätten sich von der Hochzeit wohl mehr versprochen: Seither ist die LafargeHolcim-Aktie von 70 Franken auf 42 Franken eingebrochen. Vor der Finanzkrise kostete eine Holcim-Aktie noch über 100 Franken.
Neben dem schwierigen Marktumfeld dürften laut Experten auch firmeninterne Unruhen ein Grund für den Kurssturz sein. Im Dezember wurde etwa der ehemalige Finanzchef Thomas Aebischer gegen den Holländer Ron Wirahadiraksa ausgewechselt. Seither sitzen nur noch zwei Schweizer in der zehnköpfigen Konzernleitung.
Konzernchef bleibt zuversichtlich
Dennoch: Das junge Paar glaubt, die anfänglichen Probleme bald zu überwinden. «Viele der wichtigsten fusionsbedingten Anpassungen haben wir mittlerweile abgeschlossen», erklärte LafargeHolcim-Chef Eric Olsen. «Unsere Organisation steht. 2016 werden wir weitere Synergien ausschöpfen können.» Abgesehen vom Sorgenkind China nimmt laut Olsen die Nachfrage auf den Märkten um 2 bis 4 Prozent zu.