Er schlurfe ziellos und im Schlafrock durchs Weisse Haus, schaue stundenlang TV und esse am liebsten Cheeseburger. Es sind nicht gerade präsidiale Berichte, die in den ersten Wochen von Donald Trumps Amtszeit an die Öffentlichkeit gelangten.
US-Präsident Donald Trump verändert Amerika
Heute vor genau einem Jahr wurde Trump vereidigt. Seither beherrscht er die Schlagzeilen. Jeden Tag. Er poltert, beleidigt, tritt in Fettnäpfchen, hält die ganze Welt in Atem.
Immerhin steht diese Welt noch – obwohl viele seiner Gegner nach seinem Amtsantritt mit dem baldigen Weltuntergang gerechnet hatten, buchstäblich. Ein Jahr lang unterschrieb er fleissig Dekrete, brachte kaum Gesetze ins Trockene und erfüllte nur wenige Wahlversprechen. Und doch verändert er das Land nachhaltig, indem er en masse stockkonservative Richter einsetzt oder Umweltrichtlinien schleift. Und das Bild der USA weltweit verändert.
BLICK zeigt 12 Monate Donald Trump in 12 Bildern.
Einreisestopp für Muslime
Als angebliche Massnahme gegen den Terror verhängte Donald Trump per Dekret – seiner liebsten Regierungsform – ein Einreiseverbot gegen Bürger aus sechs eher willkürlich ausgewählten muslimischen Ländern (Tschad, Iran, Libyen, Somalia, Syrien, Jemen) und Nordkorea sowie Regierungsvertretern aus Venezuela. Mehrmals scheiterte Trump mit dem Vorstoss. Erst die dritte Fassung des Dekrets billigte der Oberste Gerichtshof – vorläufig.
«Fake News»-Streit
Geringe Zuschauerzahl bei seiner Vereidigung? Geheime Absprachen mit Russland? Alles «Fake News», erfundene Nachrichten, wenn es nach Donald Trump geht. Seine Beraterin Kellyanne Conway erfindet gar den Begriff «alternative Fakten». Diese Woche verlieh der US-Präsident sogar «Fake News Awards» für besonders falsche Berichterstattung. CNN wurde gleich viermal ausgezeichnet.
Die Mauer
«Ich baue eine Mauer zwischen den USA und Mexiko», versprach Donald Trump schon während seiner Kandidatur. Im Oktober standen die ersten Prototypen. Der Clou, zumindest für seine Fans: Die Kosten von über 20 Milliarden Dollar solle Mexiko selbst zahlen. Doch auch Trumps Stabschef John Kelly muss derzeit zugeben: Die südlichen Nachbar denken nicht dran. Trump hält trotzdem am 1100-Kilometer-Projekt fest.
«First Daughter» Ivanka Trump
Vor allem in den ersten Monaten ist Tochter Ivanka häufiger an Trumps Seite zu sehen als seine Frau Melania. Die «First Daughter» trifft Japans Premierminister Shinzo Abe oder Angela Merkel. Beim G-20-Gipfel in Hamburg (D) vertritt sie ihren Vater sogar teilweise am Tisch der obersten Landes- und Regierungschefs – ob die darüber die Stirn runzeln oder nicht. Auch Ivankas Mann Jared Kushner ist einflussreicher Trump-Berater, bis heute.
Adieu Paris, tschüss Umwelt
Trump glaubt nicht an eine menschengemachte Erderwärmung. «Alles bloss ein Trick der Chinesen», sagte er im Wahlkampf. Ohnehin bringe das Klimaabkommen von Paris nur «so, so wenig», sagte er, als er Anfang Juni aus dem Vertrag ausstieg. Das passt zum Rest seiner Umweltpolitik: Nationalpärke werden drastisch verkleinert, in Naturschutzgebieten darf nach Öl gebohrt werden, und sein Umweltminister weibelte sein Leben lang dafür, das Umweltministerium abzuschaffen.
Weg mit Obamacare
Barack Obama steht im Mittelpunkt von der jetzigen Regierungspolitik: Was der Vorgänger auch einführte oder beschloss – Trump will es rückgängig machen. Vor allem Obamacare, die Gesundheitsreform. Im Parlament scheiterte das dreimal. Das Einzige, was Trump erreichte – per Dekret –, ist die Streichung von Direktzahlungen an die Versicherungen armer Amerikaner. Im Oktober klagten mehrere Bundesstaaten gegen den Entscheid.
Atom-Zoff mit Kim
Wer hat die besseren, grösseren, stärkeren Atomwaffen? Seit Monaten liefert sich Trump einen Fernstreit mit Nordkoreas Diktator Kim Jong Un. International beobachtet man den Konflikt der beiden Narzissten und Kims Raketentests mit Sorge. Anfang 2018 gab es nun Bewegung: Beide Machthaber signalisierten Bereitschaft zum Dialog. Bis zur nächsten Schimpftirade?
Renaissance der Rechtsextremen
Neonazis fühlen sich ermutigt von Trumps Sprüchen gegen Mexikaner oder Muslime oder seine Herablassung gegen über Schwarzen. Im Sommer, bei einem Neonazi-Aufmarsch in Charlottesville, hatte das böse Folgen. Einer der Rassisten fuhr in eine Gruppe von Gegendemonstranten, tötete eine Frau und verletzte 19 Menschen. Trumps Reaktion darauf? «Es gab gute Menschen auf beiden Seiten.» Aus Protest verliessen daraufhin wichtige Wirtschaftsvertreter Trumps Beratungsgremien.
Es rollen die Köpfe
Personalroulette im Weissen Haus: Regelmässig feuert Trump Leute, die er eben noch als wichtig und unverzichtbar bezeichnete. Es traf Sprecher Sean Spicer, Sicherheitsberater Michael Flynn und Politberater Steve Bannon. Doch Bannon, einst führender Kopf der rechtsradikalen Webseite «Breitbart», rächt sich womöglich. Er zeigte sich zur Zusammenarbeit mit dem Sonderermittler in Sachen Russland-Affäre bereit. Auch viele Beschreibungen zu den chaotischen Zuständen im Weissen Haus im Enthüllungsbuch «Fire and Fury» stützen sich auf Bannon.
Hauruck-Diplomatie
Anfang Dezember verkündete Trump, die US-Botschaft werde von Tel Aviv nach Jerusalem verlegt. Ein sensibles Thema, denn der Tempelberg in Jerusalems Altstadt ist für Juden, Christen und Muslime gleichermassen von zentraler Bedeutung. Die USA vermieden stets eine Festlegung, um im Nahostkonflikt als Vermittler auftreten zu können. Trump sind solche Finessen egal, da können die Europäer noch lange die Augen verdrehen.
Die Russland-Affäre
Manipulierte Russland die Präsidentschaftswahl? Bekam das Trump-Lager von den Russen E-Mails von Hillary Clintons Server? Steht Immobilienhai Trump gar finanziell in der Schuld der Russen? Trump und sein Team taten solche Fragen stets als Verschwörungstheorien ab. Doch das FBI ermittelte schon lange. Im Mai feuerte Trump FBI-Chef James Comey. Seither hat er mit dem Sonderermittler Robert Mueller zu tun. Und der hat inzwischen Ex-Wahlkampfchef Paul Manafort, Ex-Sicherheitsberater Michael Flynn und Trumps Ex-Russland-Experten am Wickel. Vielen im Weissen Haus ist es nicht mehr wohl.
Steuerpolitik für die Reichen
Es ist Trumps bisher einziger wirklicher innenpolitischer Erfolg, aber es ist ein grosser: Seine Republikaner boxten Ende Jahr im Eiltempo massive Steuersenkungen durch. Die Gewinnsteuer sinkt von 35 auf 15,5 Prozent. Wahrscheinlicher Kostenpunkt für die USA: schlappe 1,5 Billionen Dollar über die nächsten zehn Jahre. Immerhin: Weltkonzern Apple versprach jetzt, seine im Ausland gebunkerten Geldreserven von über 250 Milliarden Dollar zurück in die USA zu schaffen, rund 38 Milliarden Dollar Steuern zu zahlen und 20'000 neue Jobs zu schaffen. Das sei seine Leistung, betont Trump.