«Das Bild ändert sich», sagte Christine Lagarde, Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF), am Samstag an einer Diskussionsrunde in Davos. Sie hofft darauf, dass die so genannten BRICS-Staaten nicht mehr als Block angeschaut werden.
«Indien blüht derzeit, während sich in China die Konjunktur verlangsamt», sagte Lagarde. Für Russland und Brasilien geht die IWF-Chefin sogar von einem negativen Wachstum aus.
Eine Ursache dafür seien nicht untereinander abgestimmte Währungspolitiken der starken Wirtschaftsnationen: Die US-Zinswende führe zu starken Währungsschwankungen und dazu, dass viel Geld aus den Schwellenländern wieder in die in die USA zurückfliesse.
Japans Notenbankchef Haruhiko Kuroda verteidigte hingegen die divergenten Währungspolitiken. Er halte das gestaffelte Vorgehen als «natürlich und vernünftig», denn es widerspiegle «die unterschiedlichen Realitäten in den Ländern».
Zudem warnte Kuroda: Würden die grossen Zentralbanken - die Fed, die EZB und die englische und japanische Notenbank - ihre Politik synchronisieren, wären die Auswirkungen auf die Schwellenländer viel schlimmer.
Als Sorgenkind unter den Podiumsteilnehmern galt China. Die Umstellung der chinesischen Wirtschaft von einem Export- zu einem Binnenkonsumland berge Risiken.
Kritik erntete Peking vor allem wegen der undurchsichtigen Geldpolitik. Vor zwölf Monaten hatte die dortige Regierung einen neuen Wechselkursmechanismus eingeführt. Dessen Inhalt sollte bekannt sein, um Unsicherheiten an den Märkten entgegenzuwirken.
Für die europäische Wirtschaft stellte Lagarde eine Erholung fest. Die Flüchtlingskrise ist laut IWF-Sicht kein Problem: «Wenn die Integration der Menschen funktioniert, ist es mittelfristig sogar ein Vorteil.»
Für die Eurozone könnte es ein zusätzliches Wirtschaftswachstum von 0,2 Prozent bringen, für Länder wie Deutschland oder Schweden zusätzlich 0,5 Prozent. Trotz all der Risiken erwarte der IWF in diesem Jahr ein globales Wachstum von 3,4 Prozent. 2015 lag es bei 3,1 Prozent.