Das James-Webb-Weltraumteleskop liefert ab! An Weihnachten 2021 aufgebrochen, sendete das Prestige-Projekt der US-Weltraumbehörde Nasa pünktlich zum Sommer 2022 erste Bilder aus dem All, die Menschen noch nie gesehen haben. Jetzt der nächste Coup: Webb hat die am weitesten entfernte bisher bekannte Galaxie entdeckt, wie die Nasa am Donnerstag vermeldete.
Die auf den Namen JADES-GS-z14-0 getaufte Galaxie weist gemäss Nasa Besonderheiten auf, die Folgen für das Verständnis des frühen Universums hätten. Denn sie entspreche nicht den theoretischen Modellen und Computersimulationen für diese Epoche , erklärten die beiden an der Entdeckung beteiligten Forscher Stefano Carniani und Kevin Hainline. Die beiden sind «begeistert von der aussergewöhnlichen Vielfalt der Galaxien, die in der kosmischen Morgendämmerung existierten».
Ein Blick in die Vergangenheit
In der Astronomie bedeutet ein Blick in die Ferne gleichzeitig auch eine Reise in die Vergangenheit. Das Licht der Sonne braucht zum Beispiel acht Minuten, um zur Erde zu gelangen – somit sehen die Menschen die Sonne in dem Zustand von vor acht Minuten. Bei einem sehr weiten Blick in die Ferne können also Objekte wahrgenommen werden, wie sie vor Milliarden Jahren aussahen. Das James-Webb-Teleskop erkennt dabei auch das für das menschliche Auge nicht sichtbare Infrarot-Licht.
Das Licht der nun neu entdeckten Galaxie hat mehr als 13,5 Milliarden Jahre gebraucht, um zur Erde zu gelangen – der Urknall fand vor 13,8 Milliarden Jahren statt. Laut Nasa ist die Galaxie «aussergewöhnlich hell für ihre Entfernung». Die Entdeckung wirft den Forschern zufolge die Frage auf, «wie die Natur in weniger als 300 Millionen Jahren eine so helle, massive und grosse Galaxie erschaffen konnte».
«Endziel ist das Besiedeln eines erdähnlichen Planeten»
Warum ist die Entdeckung des Universums so wichtig? Wegen der Neugierde, sagt Weltraumexperte Lukas Viglietti (54), Präsident des Vereins Swiss Apollo, zu Blick. Es gehe bei dieser Mission letztlich auch um die existenzielle Frage, auf die bis heute niemand eine Antwort hat: «Warum sind wir hier? ... Gut möglich, dass wir in einigen Jahren mehr wissen werden.»
Und der Weltraumexperte blickt gleich noch ferner in die Zukunft: «Das ultimative Endziel ist das Besiedeln eines erdähnlichen Planeten. Mit der heutigen Technik ist das nicht möglich. Vielleicht sieht das aber in 100 Jahren anders aus.»