Wasserversorgung bei Dürre
Wie kommt der Fluss ins Glas?

Eine Eawag-Forscherin hat einen neuen Ansatz entwickelt, um den Eintrag von Flusswasser ins Grundwasser zu analysieren. Ihre Methode liefert nützliche Informationen über Trinkwasserversorgung in den trockenen Zeiten, die der Klimawandel wahrscheinlich mit sich bringt.
Publiziert: 21.05.2021 um 08:27 Uhr
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Aktualisiert: 21.05.2021 um 10:45 Uhr
Die ausgetrocknete Emme in Aefligen im Sommer 2018. Bei den trockenen Aussichten, die der Klimawandel mit sich bringt, könnte der Anblick zur Gewohnheit werden. Das wäre fatal für die Trinkwasserversorgung. Eine neue Analysemethode könnte vorbeugen (Archivbild).
Foto: Patrick Huerlimann

«Wenn wir eine sichere Wasserversorgung aufrechterhalten wollen, müssen wir verstehen, wie sich Oberflächen- und Grundwasser in verletzlichen Grundwasserleiter mischen und wie schnell sich das Wasser dort bewegt», sagt die Hydrologin vom Wasserforschungsistitut Eawag, Andrea Popp.

Ihr Verfahren, sagt sie, könne Risiken und Anfälligkeit von Trinkwasserversorgungen aus dem Grundwasser aufzeigen und so ein besseres Management der Trinkwasserressourcen ermöglichen - beispielsweise durch Vernetzung von verschiedenen Einzugsgebieten.

Etwa 80 Prozent des gesamten Schweizer Trinkwassers stammen aus dem Grundwasser. Im Untergrund sind rund 150 Milliarden Kubikmeter Grundwasser gespeichert. 18 Milliarden davon liessen sich theoretisch pro Jahr nachhaltig für die Trinkwasserversorgung, die Industrie sowie für landwirtschaftliche Zwecke nutzen.

Popps Verfahren besteht im Wesentlichen darin, dass Edelgase vor Ort im Wasser gelöst werden, die dann von einem portablen Massenspektrometer - das Forscherteam nennt das Gerät liebevoll «Mini-Ruedi» - «erschnüffelt» werden. Die Resultate werden dann kombiniert mit Modellrechnungen.

Erste Ergebnisse der in der Fachzeitschrift «Water Resources Research» veröffentlichten Fallstudie aus dem Emmental: 70 Prozent des Wassers, das Stadtbernerinnen und Stadtberner trinken, stammt aus dem Fluss Emme. Und: Das Flusswasser bewegt sich schneller durch den Grundwasserleiter, als bisher angenommen wurde. Der aus sandigem Kies und Schotter bestehende Emmentaler Untergrund ermöglicht eine schnelle Fliesszeit von einer bis zwei Wochen.

Die Untersuchung ist unter anderem deshalb von Bedeutung, weil der Jahresabfluss der Emme seit der Jahrtausendwende pro Jahr um etwa ein Prozent abgenommen hat. Der Klimawandel könnte dazu führen, dass die Emme bis zum Ende dieses Jahrhunderts ein Viertel bis 50 Prozent weniger Wasser führt. Und die Berner zum klimaschädlichen «bottled water» greifen müssten...

*Fachartikellink: https://doi.org/10.1029/2020WR028362

Video: https://www.youtube.com/watch?v=OCcGfuWy6bo

(SDA)

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