Wasserflaschen-Verbot, Überstunden, Burnouts
Jetzt wehren sich die OVS-Verkäuferinnen

Fast 175 Angestellte haben beim vermeintlichen Charles-Vögele-Retter OVS eine Petition eingereicht. Sie fordern ultimativ Verhandlungen über bessere Arbeitsbedingungen.
Publiziert: 17.05.2018 um 10:54 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 19:20 Uhr
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Eine OVS-Verkäuferin zeigt BLICK eine digitale Verkaufshilfe.
Foto: Thomas Meier
Patrik Berger

Seit die Italiener von OVS am Drücker sind, weht ein eisiger Wind in den 140 ehemaligen Filialen von Charles Vögele. Die Vorwürfe aus den Reihen des Personals werden immer lauter, sie sind happig: «OVS spart beim Personal», sagt Unia-Gewerkschafter Arnaud Bouverat zu BLICK.

Die Arbeitsbedingungen hätten sich seit der Übernahme der Charles-Vögele-Filialen massiv verschlechtert, der Druck zugenommen. «Viele Angestellte leisten deshalb vor und nach den Öffnungszeiten der Shops Gratis-Arbeit», sagt er. Das hat laut dem Gewerkschafter Folgen. «Burnouts und Krankmeldungen haben zugenommen», weiss er.

12 Kilo schwere Pakete

Weiter hat OVS laut einem Bericht der «Tribune de Genève» bei den im Stundenlohn Angestellten den Rotstift angesetzt. «Sie dürfen höchstens noch 8½ Stunden pro Woche arbeiten. Davon kann niemand leben», sagt er. Die Arbeit müssten die Festangestellten machen.

Seit die Waren direkt aus Italien angeliefert würden, müssten die Verkäuferinnen zudem palettenweise Waren auspacken, umetikettieren und die Euro-Preise überkleben. Die Pakete seien bis zu 12 Kilogramm schwer, klagt eine Angestellte in der «Tribune de Genève». Zudem hätten die Verkäuferinnen nicht einmal mehr das Recht, eine Wasserflasche hinter dem Verkaufstresen zu haben.

Personal fordert bessere Arbeitsbedingungen

Nun wehren sich fast 175 Angestellte mit einer Petition, die BLICK vorliegt. Sie fordern OVS dazu auf, sich mit ihnen an den Verhandlungstisch zu setzen. Das Ziel: den Druck vom Verkaufspersonal wegnehmen und die Arbeitsbedingungen verbessern.

OVS wollte die Beschwerden der Verkäuferinnen und Verkäufer gegenüber der «Tribune» nicht kommentieren. Zur Zukunft der Firma in der Schweiz meinte ein Sprecher, dass man erst im September 2017 begonnen habe, eine Marke aufzubauen. Mittlerweile hat OVS schon sieben der ursprünglich 147 übernommenen Filialen geschlossen.

OVS will in der Schweiz bleiben

Wie schlecht steht es um OVS, damit sie beim Personal knausern müssen? Der Gewerkschafter befürchtet, dass noch weitere Läden verschwinden werden – diejenigen nämlich, die schon unter der Führung von Charles Vögele in Gefahr waren. Branchenkenner gehen davon aus, dass es bald zum «grossen Knall» kommen könnte. Derzeit versucht OVS zudem, Vermieter von Ladenlokalen dazu zu bringen, die Mieten zu senken. Ziehen sich die Italiener sogar ganz aus der Schweiz zurück?

Ein OVS-Sprecher wiegelt ab: «Es bestehen keinerlei Pläne, dass sich die Marke OVS aus der Schweiz zurückzieht», sagt er zu BLICK. Der Detailhandel in der Schweiz stehe aber vor grossen Herausforderungen. «Als Teil eines permanenten Prozesses, die Kostenstrukturen auf ein tragfähiges Niveau zu senken, das profitables Arbeiten erlaubt, sind wir mitunter auf die Vermieter der Ladengeschäfte zugegangen. Wir haben sie aufgerufen, ihren Beitrag zu leisten.»

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