Nach dem berüchtigten Drogenboss Joaquín «El Chapo» Guzmán (66) hat Mexiko nun auch dessen Sohn Ovidio Guzmán (33) an die USA ausgeliefert. Die Überstellung sei am Freitag (Ortszeit) erfolgt, teilte US-Justizminister Merrick Garland (70) in Washington mit. Die US-Behörden gehen davon aus, dass Ovidio Guzmán und seine Brüder nach der Festnahme ihres Vaters vor einigen Jahren das Kommando beim Drogenkartell Sinaloa übernommen hatten.
Garland versicherte, sein Ministerium werde weiterhin die Verantwortlichen der Opioid-Krise in den USA zur Verantwortung ziehen. Die Auslieferung von Ovidio Guzmán verdeutliche «die Bedeutung der Zusammenarbeit zwischen der amerikanischen und der mexikanischen Regierung, um den Drogenhandel einzudämmen».
Es wird auch wegen Mord ermittelt
Dem jungen Drogenbaron würden «Drogenhandel, Geldwäsche und andere gewalttätige Verbrechen» zur Last gelegt, heisst es in der Mitteilung weiter. US-Ermittler hatten Ovidio Guzmán ausserdem ins Visier genommen wegen der Anordnung der Ermordung eines Polizeiinformanten, eines Drogenhändlers und eines prominenten Sängers, der sich weigerte, bei seiner Hochzeitsfeier aufzutreten.
Die US-Behörden stufen Ovidio Guzmán ebenso wie seinen Bruder Joaquín Guzmán López (37) als besonders einflussreiche Mitglieder des Sinaloa-Kartells ein. Auch ihre Brüder Iván Archivaldo (40) und Jésus Alfredo (37) sind demnach in den Drogenschmuggel verstrickt. Für Informationen, die zu Ovidio Guzmáns Festnahme führen, hatten die USA eine Belohnung von bis zu fünf Millionen Dollar (4,73 Millionen Euro) ausgesetzt.
Anfang Januar wurde er schliesslich in Culiacán, der Hauptstadt des mexikanischen Bundesstaates Sinaloa, gefasst. Bei dem Einsatz wurden 29 Menschen getötet - zehn Militärangehörige und 19 mutmassliche Verbrecher. Der Verhaftung von Ovidio Guzmán war nach Regierungsangaben ein sechsmonatiger Überwachungseinsatz vorausgegangen, um El Chapos Sohn aufzuspüren.
Seine Festnahme löste eine Welle der Gewalt in Culiacán aus. Wütende Mitglieder des Sinaloa-Kartells griffen Sicherheitskräfte an, errichteten Strassensperren und setzten Fahrzeuge in Brand.
«Die Maus» legte Einsprache gegen Auslieferung ein
Ovidio Guzmán, der unter dem Namen «El Ratón» (die Maus) bekannt ist, hatte seine sofortige Auslieferung an die USA zunächst per Gerichtsbeschluss verhindert. Die US-Behörden werfen ihm vor, in Sinaloa fast ein Dutzend Labore zur Herstellung der synthetischen Droge Methamphetamin beaufsichtigt und am Handel mit Kokain und Marihuana beteiligt gewesen zu sein.
Zwei Tage vor Oividio Guzmáns Überstellung an die US-Behörden war seine Stiefmutter Emma Coronel Aispuro in den USA aus der Haft entlassen worden. El Chapos 34 Jahre alte Ehefrau, die mit dem Drogenboss Zwillinge bekam, war im November 2021 wegen Drogenhandels und Geldwäsche zu einer dreijährigen Haftstrafe verurteilt worden.
El Chapo in den USA in Haft
El Chapo war zeitweise einer der meistgesuchten Verbrecher der Welt. Er wurde 2017 an die USA ausgeliefert und 2019 von einem New Yorker Gericht unter anderem wegen Drogenhandels, Geldwäsche und Waffenvergehen zu lebenslanger Haft verurteilt. Seine Strafe sitzt er mittlerweile im Bundesstaat Colorado in einem der bestgesicherten Haftanstalten der USA ab.
El Chapo hatte das Sinaloa-Kartell vor vier Jahrzehnten gegründet, es zählt zu den mächtigsten Drogenkartellen Mexikos. Die USA beschuldigen es unter anderem, das Land mit Fentanyl zu überschwemmen. Die synthetische Opioid-Droge ist etwa 50 Mal stärker als Heroin, zahllose Drogentote in den USA gehen auf ihr Konto. (AFP/chs)