Was will der Zeusler von Athen?
Die Tsipras-Tirade im Check

Er kann es einfach nicht lassen: Der griechische Premier Alexis Tsipras giftelt in einem TV-Interview über den deutschen Finanzminister Wolfgang Schäuble. Und giesst noch einmal wacker Öl ins Feuer.
Publiziert: 15.07.2015 um 12:14 Uhr
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Aktualisiert: 28.09.2018 um 18:41 Uhr
Nimmt auch vor der entscheidenden Parlamentsdebatte in Athen kein Blatt vor den Mund: Der griechische Premier Alexis Tsipras.
Foto: Reuters

Tag der Entscheidung: In Athen berät das griechische Parlament über ein grosses Spar- und Reformpaket. Nur bei einem Ja der Griechen wollen die Euro-Geldgeber ein drittes Hilfspaket schnüren. Ausgerechnet in dieser entscheidenden Phase hat Regierungschef Alexis Tsipras (40) im TV den verbalen Zweihänder ausgeteilt. Hier seine kernigsten Aussagen:

«Dieses Europa gehört nicht Herrn Schäuble! Er hatte einen Plan für das Ausscheiden aus dem Euro. Das ist ihm aber nicht gelungen.»
Wer in Griechenland über die gestrengen Deutschen schimpft, kann nichts verlieren. Kanzlerin Angela Merkel (60) und Finanzminister Wolfgang Schäuble (72) sind längst keine Sympathieträger mehr. Die Absicht hinter dem Frontalangriff auf Schäuble ist so durchschaubar wie plump: Tsipras will innenpolitisch punkten. Und sich seine Macht sichern.

«Das Gebäude Europa wird auseinanderbrechen. Auch andere Länder werden sparen müssen. Im EU-Parlament habe ich begriffen, wie tief der Riss in Europa ist, was die eigene Zukunft angeht, nicht nur die von Griechenland.»
Tsipras bringt bewusst andere Länder ins Spiel, denen es dreckig geht. Er will damit vom eigenen Versagen ablenken. Denn so viel ist klar: Am tiefen Riss, den Tsipras beklagt, trägt er persönlich eine grosse Mitschuld.

«lch habe einen Text unterschrieben, hinter dem ich nicht stehen kann. Den ich aber umsetzen muss, um ein Desaster für das Land und einen Kollaps der Banken zu verhindern.»
Alexis Tsipras spielt sich als Retter der Banken auf. Das ist ein Witz! Und soll davon ablenken, dass er mit dem neuesten Reformpaket seine Wähler im Stich lässt. Er bricht gleich mehrere zentrale Wahlversprechen. Etwa, dass die Renten nicht angetastet werden. Oder kein Staatseigentum privatisiert wird.

«Jeder Parlamentarier muss jetzt Verantwortung übernehmen. Aber ich setze niemandem das Messer an den Hals.»
Mit diesen Aussagen setzt Tsipras das Parlament unter Druck. Und macht die Politiker schon im Vorfeld zu Schuldigen, falls das Rettungspaket – das Tsipras ausgehandelt hat – im Parlament durchfällt. (pbe)

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