Was Kritiker zum neuen Label M-Check sagen
Die Migros macht nachhaltig Labelsalat

Der Grossverteiler Migros will mit dem Salat bei den Nachhaltigkeitslabels aufräumen. Doch statt mehr Transparenz befürchten Kritiker noch mehr Chaos.
Publiziert: 07.08.2018 um 19:36 Uhr
|
Aktualisiert: 14.09.2018 um 18:59 Uhr
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Eistee mit M-Check: Die Migros definiert was Nachhaltigkeitsleistungen sind.
Foto: zvg
Christian Kolbe

Zu viele  Köche verderben den Brei, heisst es. Zu viele Labels ergeben Salat – Labelsalat! Damit will der Grossverteiler Migros eigentlich aufräumen und führt eine einheitliche Kennzeichnung für nachhaltige Produkte ein: den M-Check. 

Durch M-Check sollen die wichtigsten Nachhaltigkeitsleistungen eines Produkts auf den ersten Blick ersichtlich sein, schreibt die Migros in einer Mitteilung. Und zwar indem «die Mehrwerte direkt auf dem Produkt einerseits mit Symbolen visualisiert und andererseits zusätzlich erläutert werden». Diese Nachhaltigkeitsleistungen beträffen beispielsweise den Anbau, die Lieferkette oder auch die Verpackung. Für Migros ist klar, der M-Check ist kein zusätzliches Label sondern eine Art Kompass für den Label-Dschungel. Ob sich diese Idee durchsetzen wird, entscheiden langfristig die Konsumenten. 

Vermarktung oder Nachhaltigkeit? 

So begrüssenswert die Idee nach mehr Transparenz im Label-Dschungel so harsch die Kritik, die sogleich auf den Grossverteiler einprasselt. 

Die Stiftung für Konsumentenschutz (SKS) etwa befürchtet weniger statt mehr Transparenz: Die Art und Weise, wie die Migros diese Mehrleistungen den Kunden vermitteln will, sei jedoch schwer nachvollziehbar, wenn man sich nicht durch die Symbole und kurzen Behauptungen auf den Verpackungen abspeisen lassen wolle. Und auch wer sich auf der Website der Migros nachhaltig ins Thema vertieft, dürfte kaum wirklich befriedigende Antworten finden.

Zudem könnte hinter der Aktion mehr Vermarktung als Nachhaltigkeit stecken: «Eine Mehrleistung wird die Migros zudem für sehr viele Produkte finden, allerdings wird man von aussen nicht überprüfen können, inwieweit diese Mehrleistung auch gegeben ist», so eine weitere Befürchtung der SKS.

Die Migros reagiert gelassen auf die Kritik: «Wir können die Bedenken nachvollziehen. Es braucht immer Zeit, bis man sich als Konsument umgewöhnt. Wir sind aber überzeugt, dass der M-Check für mehr Klarheit und Transparenz sorgt, indem die Mehrwerte direkt auf dem Produkt ausformuliert werden», heisst es auf Anfrage von BLICK. 

Einige Labels werden verschwinden 

Die Umweltschutzorganisation WWF befürchtet, wie die SKS, dass die Migros eine eigene Definition von Nachhaltigkeit schafft und dass diese nicht überprüft werden kann. WWF-Mediensprecherin Corina Gyssler äussert gegenüber Radio SRF Zweifel, ob das Vorgehen der Migros tatsächlich mehr Transparenz schafft: «Wenn Migros etwa von ‹optimiertem Pflanzenschutz› spricht, ist das eine Überforderung für die Konsumentinnen und Konsumenten und insofern sicher nicht hilfreich.»

Die Migros verspricht Besserung: «Mit der heutigen Lancierung des M-Check ist das Projekt erst gestartet. Fast zwei Jahre wurde gemeinsam mit namhaften Partnern an einer Lösung für den Label-Dschungel gearbeitet, jetzt erfolgt der Praxistest. Selbstverständlich schrecken wir vor Optimierungen nicht zurück.»

Zu den ersten Produkten mit den M-Check-Kompass gehören Eistee, Poulet oder Orangensaft. Einige weniger bekannte Nachhaltigkeitslabel werden von Migros-Produkten verschwinden. Dazu gehören etwa UTZ für Nachhaltigkeit beim Anbau von Kakao, Tee oder Kaffee, das Textillabel Ökotex oder der Blaue Engel, der für umweltschonende Produkte steht. 

Andere gewichtigere oder bekanntere Labels wie etwa Max Havelaar oder MSC aus dem Fischerei-Bereich dagegen werden in den M-Check integriert. 

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Labels bieten keine Garantie für Nachhaltigkeit

Die Detailhändler Migros und Coop sowie Schoggi-Produzent Lindt & Sprüngli erhielten 2016 vom WWF Bestnoten. Die drei Unternehmen setzen sich vorbildlich für den Gebrauch von Palmöl aus nachhaltiger Produktion ein. Dabei orientieren sie sich an den Standards des runden Tisches für nachhaltiges Palmöl (RSPO), den der WWF 2004 mitinitiiert hat.

Coop erklärt, bei den Nahrungsmittel-Eigenmarken zu 95 Prozent auf nachhaltig produziertes Palmöl zu setzen. Die Migros versichert, dass ihre Palmöl-Lieferanten neben der RSPO-Zertifizierung weitergehende Standards erfüllen müssen. Beide sprechen sich dennoch für verschärfte Richtlinien aus. Laut Greenpeace-Sprecher Yves Zenger können sie dennoch nicht vollends überzeugen. «Auch Migros und Coop haben es trotz Bemühungen über die Jahre nicht geschafft, aus RSPO ein robustes Label zu machen, welchem die Konsumenten vertrauen können.»

Kein Label könne derzeit hundertprozentig Nachhaltigkeit garantieren. Einen konsumentenfreundlichen «Palmöl frei»-Stempel gibt es in der Schweiz nicht. Wollen Konsumenten wissen, wo überall Palmöl drin ist, müssen sie das Kleingedruckte lesen. Seit 2016 muss dieses auf Lebensmitteln deklariert werden.

Abhilfe schafft auch die App Codecheck (www.codecheck.info). Dort lassen sich  Produktinformationen einsehen. Wer auf Palmöl verzichten will, dem empfehlen WWF und Greenpeace, Fertigprodukte zu meiden und möglichst frische und unverarbeitete Lebensmittel sowie biologisch produzierte Naturkosmetik zu kaufen.

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