Warum wir Trump so schwer verstehen
Deutsche noch böser

US-Präsident Donald Trump nannte die Deutschen nicht wirklich böse. Der Übersetzungsfehler dreht eine weitere Schleife. Das liegt am Wortschatz des Präsidenten.
Publiziert: 28.05.2017 um 23:29 Uhr
|
Aktualisiert: 28.09.2018 um 21:57 Uhr
1/5
US-Präsident Donald Trump redet ungern direkt mit Bundeskanzlerin Angela Merkel – er lästert lieber hinter den Kulissen über die Deutschen.
Foto: AP
Vinzenz Greiner

Heute reicht es schon, mehr Waren aus- als einzuführen, um böse zu sein. Zumindest, wenn es nach Donald Trump (70) geht. Der US-Präsident hatte letzte Woche auf einem Treffen mit der EU-Spitze Deutschlands Handelsbilanzüberschuss kritisiert. Laut dem «Spiegel» sagte Trump an dem Treffen: «Die Deutschen sind böse, sehr böse

Prompt schrieben französische Nachrichtenseiten von den «mauvais Allemands». Englischsprachige Medien wie «Vanity Fair» in den USA oder die britische Redaktion von Yahoo machten die Rückübersetzung: Die Deutschen seien «evil», was auch «übel» bedeuten kann. Die Deutschen sind jetzt also richtig böse!

Allein: Trump sagte, die Deutschen seien «bad». EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker (62), der auf dem Treffen war, sagt dazu: «Ich bin kein Spezialist im Englischen, wie man aber weiss, heisst 'bad' nicht unbedingt böse; schlecht reicht.»

Es reicht aber nicht, dies als Übersetzungsfehler abzutun. Die «bösen Deutschen» sind eine Folge von Trumps rhethorischem Tick: nur in ganz grossen Kategorien zu reden, unkonkrete Wörter zu verwenden – die ganz viel aber auch irgendwie nichts bedeuten können.

Hillary Clintons (69) Urteilsvermögen? «Bad». Barack Obamas (55) Gesundheitsreform? Auch «bad». Mexikaner? Sowieso «bad». Der Muslim-Bann? Gerichtet gegen Leute, die «bad» sind, und Absichten haben, die Trump «bad» findet.

Auf der hellen Seite seiner Schwarz-Weiss-Palette, bewegt sich Trump im Grossen. Den milliardenschweren Waffendeal mit den Saudis nennt er «tremendous», gewaltig. Manche Nato-Staaten schuldeten den USA «massive» Geldbeträge. Und den Besuch in der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Israel fand Trump «so amazing», so toll.

Alles gross, gewaltig, kolossal also? Trumps armer Wortschatz macht es schwer, herauszufinden, was er denn genau meint. Wie konkret sieht es aus, wenn Amerika wieder «great» wird? Ein Arbeitsloser im Rostgürtel stellt sich darunter etwas anderes vor, als ein Farmer aus Texas. Jeder kann Trumps Worte für sich füllen. Sein ganz eigenes «amazing» oder «bad» aussuchen.

Auch ein Teil von Trumps politischem Erfolg.

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?
Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.