War der Ringier-Journalist Mafia-Verbindungen auf der Spur?
Hinrichtung von Jan Kuciak (†27) erschüttert die Slowakei

Der slowakische Investigativjournalist Jan Kuciak wurde erschossen. Die Polizei glaubt an einen Zusammenhang mit seinen Recherchen. Die reichen bis zu möglichen Mauscheleien im Regierungsumfeld.
Publiziert: 27.02.2018 um 23:41 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 21:10 Uhr
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Die Slowakei trauert um den Journalisten Kuciak und seine Verlobte. Sie wurden erschossen.
Foto: AFP
Vinzenz Greiner

Es ist mehr als Mord. Es war eine geplante Hinrichtung: Der slowakische Investigativjournalist Jan Kuciak (†27) starb durch einen Schuss in die Brust, seine Verlobte Martina Kusnirova (†27) durch einen Kopfschuss.

Kuciak hatte für die News-Plattform aktuality.sk, die zum Konzern Ringier Axel Springer gehört, vor allem über Steuerbetrug geschrieben. Die Polizei geht davon aus, dass er sein Leben wegen seiner Arbeit lassen musste. Sie fand das junge Paar am Sonntag leblos in ihrem Häuschen in der Ortschaft Velka Maca, 50 Kilometer östlich der slowakischen Hauptstadt Bratislava.

Wann die tödlichen Schüsse fielen, ist noch unklar. Zu befürchten ist: Es waren Kugeln gegen die Pressefreiheit, Kugeln ins Herz Europas.

Kuciak gehört zu einer Generation, die Bestechung, Betrug und Mauscheleien in Politik und Wirtschaft der Slowakei nicht mehr hinnehmen will. So stellte sich der in der Slowakei lebende Journalist Tom Nicholson 2011 an die Spitze einer Protestwelle gegen das Polit-Establishment. Die war wegen der «Gorilla-Affäre» losgebrochen, einem Abhör- und Korruptionsskandal.

Fünf Jahre später machte die junge Slowakin Zuzana Hlavkova publik, dass Gelder im Zusammenhang mit der slowakischen EU-Ratspräsidentschaft im Aussenministerium versickerten, als sie dort arbeitete. Als Journalisten dem Regierungschef Robert Fico (53) dazu kritische Fragen stellten, nannte er diese «dreckige, antislowakische Huren».

Wusste Kuciak zu viel?

Der Mord an Kuciak sei auch dieser Stimmung geschuldet, die die Politik gegen Journalisten schaffe, sagte der slowakische Journalist Tibor Macak (54) gestern der österreichischen Zeitung «Der Standard».

Wie die Zeitung «Sme» berichtet, recherchierte Kuciak zuletzt über die Verbindung von Ficos Assistentin Maria Troskova (29) zur Mafia. Sie soll in Kontakt zu einem Mitglied der italienischen Mafia 'Ndrangheta gestanden haben.

Er berichtete aber auch über Robert Kalinak (46), Zögling Ficos und Innenminister. Kalinak steht im Verdacht, den Immobilienentwickler Ladislav Bašternák (44) gedeckt zu haben, der wegen Steuerbetrugs in Millionenhöhe vor Gericht steht. Tausende Slowaken waren deshalb 2017 gegen Kaliňák auf die Strasse gegangen.

Basternak steckt tief im Filz aus Politik und Wirtschaft. Premierminister Robert Fico wohnt in einem seiner Wohnkomplexe. Ringier-Kollege Kuciak schrieb im letzten Jahr über eine dortige Wohnung, die der umtriebige Geschäftsmann Marian Kocner verkauft hatte.

Kocner hatte Kuciak danach am Telefon gedroht, er werde nie wieder schreiben. Der Journalist hatte daraufhin Anzeige erstattet. Dennoch war er ohne Polizeischutz ermordet worden.

Die Opposition macht nun Innenminister Kalinak und Polizeipräsident Tibor Gaspar verantwortlich. Robert Fico entgegnete, die Opposition solle diese Tragödie nicht für politische Ziele missbrauchen. Der Regierungschef  versprach nun eine Million Euro für relevante Hinweise zum Mord an dem Journalisten, der immer wieder im Umfeld des Regierungschefs recherchierte.

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