Waffenschieber, Drogenhändler, Terroristen
Diese Schurken hatten ein Schweizer Konto

Jetzt wurden die Datensätze von Hervé Falciani analysiert. Resultat: Der Schweizer Ableger der Bank HSBC hofierte jahrelang Verbrecher aller Art.
Publiziert: 09.02.2015 um 10:26 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 19:55 Uhr
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Rami Machluf, Cousin von Syriens Schlächter Assad.
Foto: AFP

Happige Vorwürfe an den Genfer Ableger der Bank HSBC. Dass Schweizer Banken auch Schurken-Konten führten, überrascht heute niemanden mehr. Aber so konkret wie jetzt waren die Hinweise noch nie.

Das internationale Journalisten-Netzwerk ICIJ hat während Monaten Daten aus der HSBC Genf analysiert. Sie stammen vom ehemaligen HSBC-Informatiker Hervé Falciani (43). Heute wurde das Resultat der Recherche von internationalen Medien publiziert, darunter «Tages-Anzeiger», «Le Matin» und «Süddeutsche Zeitung».

Es zeigt sich, dass Kriminelle und Terrorverdächtige jahrelang Konten bei der Bank in Genf hatten. Die Journalisten des ICIJ sind der Meinung, dass die HSBC von den Machenschaften wusste.

Afrikanische Waffenhändler

Zum Beispiel die Firma Katex Mines aus Guinea. Laut Uno-Bericht hat Katex Waffen an Liberische Rebellen geliefert. Damit wurden im Sommer 2003 die Truppen im Nachbarland Liberia angegriffen. Dabei starben Hunderte Zivilisten.

Katex war von 2001 bis 2006 Kunde bei HSBC Schweiz. Auf dem Konto waren bis zu 7,1 Millionen Dollar. «Trotz der Hinweise  auf die Waffengeschäfte blieb die Firma Kunde», schreibt der «Tages-Anzeiger».

Auch Verwandte von Autokraten wie Ägyptens Ex-Herrscher Husni Mubarak, der Schwager von Tunesiens Ex-Diktator Ben Ali oder Rami Machluf, der Cousin von Syriens Despot Baschar al-Assad, hatten Geld bei HSBC Schweiz.

Oder der Diamantenhändler Emmanuel Shallop. Der libanesisch-belgische Doppelbürger hat laut Uno Gelder aus dem Handel mit Blutdiamanten in Sierra Leone empfangen. Obwohl HSBC wusste, dass gegen ihn in Belgien zusätzlich wegen Steuerbetrugs ermittelt wurde, hat die Bank nichts unternommen.

Shallops Guthaben stieg 2007 bis auf 2,8 Millionen Dollar. Ein Jahr später wurde er in Belgien zu vier Jahren Gefängnis verurteilt.

Saudische Terrorfürsten

Offenbar gabs bei HSBC Schweiz auch Gelder, mit denen Terroristen finanziert wurden. Die Rede ist von der «Goldenen Kette» – ein Ausdruck, der von Osama Bin Laden stammte. Es handelt sich um die grössten Spender von al Kaida.

Einige der Terror-Sponsoren, die aus Saudiarabien stammen, finden sich in den Daten von Falciani. Sie hatten hohe Beträge bei der Genfer Bank deponiert. «Zeitung lesen hätte gereicht», schreibt der «Tages-Anzeiger», um die Konto-Inhaber als Terror-Financiers zu erkennen.

Auch Konten mehrerer mutmasslicher Drogenhändler wurden aufgespürt. Diese seien von der Bank «geradezu hofiert» worden. Als französische Fahnder die Namen von 3000 Franzosen aus dem Datensatz filterten, gab es in den Verbrecherregistern 120 Treffer. Daraus entstanden mehrere Verfahren gegen Drogendealer.

Bank räumt Fehler ein

HSBC Schweiz antwortet mit einem vierseitigen Schreiben auf die Recherche. Die Bank gesteht Fehler ein: «Obwohl es zahlreiche Gründe dafür gibt, in der Schweiz ein Bankkonto zu haben, nutzten in manchen Fällen Personen das Bankgeheimnis aus, um undeklarierte Konten zu unterhalten.» Dafür sein man «verantwortlich».

Inzwischen hat die Bank aufgeräumt. Die Anzahl Konten schrumpfte in sieben Jahren von 30'000 auf 10'000. Die Abteilung Medis (Mediterranean Europe an Israel) wurde 2013 geschlossen. (alp)

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