Das teilte der französische Wirtschafts- und Finanzminister Bruno Le Maire am späten Freitagabend in Paris mit. Grossbritannien, das die Europäische Union zum 31. Oktober verlassen will, habe nicht an der Abstimmung teilgenommen.
Bei dem Votum schnitt die 65-jährige Georgiewa laut Kreisen deutlich besser ab als ihr verbliebener Gegenkandidat, der frühere Eurogruppenchef Jeroen Dijsselbloem (53) aus den Niederlanden.
Es gibt aber eine Hürde für die frühere EU-Kommissarin: Sie wird am 13. August 66 Jahre alt. Nach der Satzung des Währungsfonds darf der Direktor oder die Direktorin zum Zeitpunkt der Ernennung aber nicht älter als 65 sein. Diese Altersgrenze kann nach Angaben des IWF mit einer Regeländerung an- oder aufgehoben werden. Dafür ist eine Mehrheit im Gouverneursrat, dem obersten Gremium des Fonds, notwendig.
Nach Angaben aus EU-Kreisen hat Frankreichs Finanzminister Le Maire mit seinem US-Amtskollegen Steven Mnuchin bereits über die Altersfrage gesprochen. Demnach habe Mnuchin signalisiert, dass die USA eine Regeländerung mittragen würden.
Es geht um die Nachfolge der Französin Christine Lagarde, die an die Spitze der Europäischen Zentralbank (EZB) wechseln soll. Die Führung des Weltwährungsfonds mit Sitz in Washington ist traditionell in europäischer Hand. Georgiewa hat es damit noch nicht an die Spitze des IWF geschafft. Es kann weitere Kandidaten aus anderen Weltregionen geben.
Georgiewa führt derzeit die Geschäfte der Weltbank. Zuvor hatte sie sie schon einmal als Interimspräsidentin geleitet. Bevor die Bulgarin 2017 zur Weltbank zurückkehrte, arbeitete sie mehrere Jahre als EU-Kommissarin in Brüssel.
Weltbank-Präsident David Malpass erklärte, Georgiewa lasse ihren Posten nun auf eigenen Wunsch bis zur Bestätigung als IWF-Chefin ruhen. Ihre Nominierung reflektiere ihre Kompetenz in Sachen Wirtschaft, Finanzen und Entwicklungspolitik, so Malpass.
EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker gratulierte via Twitter zu ihrer Benennung. Georgiewa teilte über den Kurznachrichtendienst mit, sie sei geehrt über die Benennung und habe bei der Weltbank eine Beurlaubung beantragt.
Der finnische Zentralbankchef Olli Rehn war zuvor ausgeschieden. Auch die beiden südeuropäischen Bewerber stiegen aus: der portugiesische Eurogruppenchef Mario Centeno und die spanische Wirtschaftsministerin Nadia Calviño. Die Eurogruppe vereint die Finanzminister der 19 Euro-Länder und ist ein mächtiges Brüsseler Gremium.
Der IWF wurde gemeinsam mit der Weltbank zum Ende des Zweiten Weltkriegs 1945 gegründet. Er soll als weltweites Gremium darüber wachen, dass keine grossen Währungsturbulenzen entstehen und zu politischen Unwägbarkeiten führen. Unter anderem vergibt er Kredite an überschuldete und in Zahlungsschwierigkeiten geratene Staaten. Derzeit gehören 189 Mitgliedstaaten der Organisation an.
(SDA)