Träumen Sie von einer exotischen Fernreise? Dann wäre jetzt ein günstiger Augenblick, sie zu planen.
Während sich die notorisch schwachen Leitwährungen Euro und Dollar langsam erholen, kämpfen andere Länder mit einem Währungschaos. Darunter auch einige durchaus attraktive Ferienländer.
«In den letzten 12 Monaten haben sich zahlreiche Währungen abgeschwächt. Teilweise dramatisch, um 10 bis 30 Prozent», sagt Beat Schumacher (59), Ökonom für Schwellenländer bei der Zürcher Kantonalbank (ZKB). Am stärksten betroffen seien Brasilien, Mexiko, Russland, Südafrika, Kolumbien oder die Türkei. «Diese Länder sind vor allem wirtschaftlich unter Druck geraten.»
Beispiel Brasilien: Vor kurzem noch boomte das Land, war der Liebling aller Investoren. Heute aber ächzt Südamerikas grösster Staat unter gewaltigen innenpolitischen Turbulenzen. Der Real schwächte sich gegenüber dem Schweizer Franken um rund 30 Prozent ab. Wen das Zika-Virus nicht schreckt, der kann jetzt am Zuckerhut Ferien zum Schnäppchenpreis machen. Das Reisebüro Kuoni Schweiz verzeichnet laut einem Sprecher bereits eine verstärkte Nachfrage. Das liege nicht nur am schwachen Real, sondern auch an den Olympischen Sommerspielen, die am 5. August eröffnet werden.
Beispiel Südafrika: Nach jahrelangem Aufschwung stagniert das afrikanische Musterland. Die Regierung von Jacob Zuma (73) bedient sich ungeniert aus der Staatskasse, der Rand-Kurs rasselte in den Keller. Was der Faszination vieler Schweizer für die Regenbogennation natürlich keinen Abbruch tut. Für die Reiseveranstalter Tui Schweiz und Kuoni ist Südafrika eine Topdestination. Laut EDA sind sowohl Brasilien wie Südafrika, wenn man sich an einige Vorsichtsregeln hält, sichere Reiseländer.
Beispiel Russland: Der Rubel hat einen dramatischen Einbruch erlebt. Hauptgrund ist der tiefe Ölpreis. Im Frühling vergangenen Jahres gab es für einen Franken rund 53 Rubel – heute sind es mehr als 80. Zwar steht Russland bei den meisten Schweizern nicht zuoberst auf der Liste, wenn es um Ferien geht. Wer aber schon immer einmal mit der berühmten Transsibirischen Eisenbahn reisen wollte, sollte es sich jetzt überlegen.
«Die volle Strecke von Moskau nach Wladiwostok kostet 2016 rund 1000 Franken weniger als noch 2015», sagt Ruedi Bless (60), CEO des zu Globetrotter gehörenden Reisebüros Background Tours. Die einwöchige Fahrt kostet in der zweiten Klasse bei Globetrotter noch rund 900 Franken.
Reiseprofi Bless: «Bei Gruppenreisen haben Sie oft Halbpension. Da ist das Abendessen schon inbegriffen. Wenn man aber nur das Mietauto bucht, zahlt man logischerweise auch für die Hotels weniger.» Je individueller man unterwegs ist, desto mehr könne man also von der schwachen Währung profitieren.
Beispiel Türkei: Wer es konventioneller mag, kommt jetzt in diesem Reiseland besonders günstig weg. Einerseits büsste auch die türkische Lira massiv an Wert ein. Und weil Russland Wirtschaftssanktionen erlassen hat, bleiben diesen Sommer zudem die russischen Touristen weg – bisher die zweitgrösste Touristengruppe in der Türkei. Das alles drückt auf die Hotelpreise und verspricht Badeferien zum Ausverkaufspreis.