Ein Start-up mit 15 Mitarbeitern gegen den Stromriesen Alpiq. Klingt nach David gegen Goliath, oder? François Randin (35) lacht. Doch wenn der Gründer und CEO von Green Motion vom Plan erzählt, führender Schweizer Anbieter von Ladestationen für Elektrofahrzeuge zu werden, merkt man: Hier spricht kein David. Der Mann aus Bussigny bei Lausanne hält sich selbst für einen Goliath.
Für das Startkapital von Green Motion verkaufte Randin seine IT-Firma
Alles begann 2008. Randin sah, wie der Elektroantrieb in Japan eine Renaissance erlebte. In der Schweiz dagegen: weder Ladestationen noch Fahrzeuge. Es gab eine «Huhn-oder-Ei-Situation: Kommen Elektroautos oder -zapfsäulen zuerst?», erklärt Randin. Er selbst legte das Ei: Mit einem Freund gründete er 2009 die Firma Green Motion, welche Elektro-Ladestationen her- und aufstellt.
Fürs Startkapital verkaufte er seine Informatikfirma. IT sei eh «has been» – von gestern. Die Zukunft: Fahrzeuge mit Elektroantrieb. Und die brauchen Strom. Für 100 Kilometer muss man zwischen sechs und acht Franken Ladekosten rechnen. In der Summe kommt für Green Motion viel dabei heraus: Laut Randin hat die Schweiz ein Potenzial für 300 000 Ladestationen.
Zehn Zapfsäulen pro Woche für Kunden wie Ricola und Ruag
Heute verkauft er drei Modelle für 1000 bis 15000 Franken. Oder er stellt sie kostenlos bei Parkplätzen von Firmen, Gemeinden oder vor Privathäusern auf. Dafür sichert sich Randin jeden Rappen vom gezapften Strom. Stolz zeigt er die Kundenliste: Ricola, Nestlé, Stadt Winterthur, Ruag.
Randin arbeitet, wie er spricht: schnell. Bis zu zehn Ladepunkte werden pro Woche angeschlossen. 800 sind es schon. Bis 2019 sollen es 3000 sein. 1400 öffentliche Ladepunkte hat die Schweiz heute insgesamt. Normale Tankstellen gibt es 3461.
Kopf-an-Kopf-Rennen mit Alpiq
Randin will denen zuvorkommen, die den Markt der E-Zapfsäulen entdecken könnten, wie es Alpiq 2011 tat. Dieses Jahr will der Stromkonzern 500 bis 1000 Stationen aufstellen. «Mengenmässig sind Alpiq und Green Motion in der Schweiz etwa gleichauf an der Spitze der Anbieter», sagt Urs Schwegler (62) von der Fachgesellschaft e'mobile.
«Alpiq ist die letzte meiner Sorgen», sagt Randin jovial. Und dass die Alpiq E-Mobility AG etwa mit BMW und dem edlen Elektroauto-Hersteller Tesla im Geschäft ist? Der Waadtländer kontert, seine Ladestationen seien mit allem kompatibel.
Randin stattet China mit zehn Millionen Ladestationen aus
Für sein Projekt, Schweizer Marktführer zu werden, braucht Randin Geld. Also verkaufte er im März eine Lizenz für seine Technologie an die Zhonding-Gruppe aus China. Laut Schwegler von e’mobile «ein starkes Stück». Denn nirgendwo fahren mehr Elektroautos. Bis zu zehn Millionen Ladepunkte mit Randins Lizenz sollen bis 2020 in China entstehen.
Zhonding hält zusammen mit einem deutschen Investor über 60 Prozent der Anteile am Start-up. Im Verwaltungsrat hat sich Randin allerdings die Stimmenmehrheit gesichert. Ein Goliath will keine Vorgesetzten.