Herr und Frau Schweizer sind sonderliche Wesen. Während Ökonomen das Bargeld auf der ganzen Welt auf dem Rückzug sehen, feiern wir unsere Banknoten wie Kunstwerke. Und ob Kino oder Restaurant – noch immer ist Bares das wahre Zahlungsmittel, mit dem die hiesige Bevölkerung ihre Zeche begleicht.
Die Beliebtheit des Frankens in Notenform zeigt sich zudem in der Zunahme des Umlaufs. Waren vor zehn Jahren noch Noten im Wert von gut 45 Milliarden Franken im Umlauf, sind es bis dato rund 79 Milliarden. «Seit 2008 hat Bargeld als Wertaufbewahrungsmittel wieder an Bedeutung gewonnen», hält die Nationalbank in einer Analyse fest. Die erhöhte Nachfrage nach Banknoten lässt sich laut SNB unter anderem auf das anhaltend tiefe Zinsniveau zurückführen. «Zudem haben die Finanzmarkt- und die Staatsschuldenkrise zu einer erhöhten Attraktivität der Bargeldhaltung beigetragen.»
Eine Ära geht zu Ende
Wie wichtig die Scheine für die Bevölkerung sind, lässt sich auch heute wieder beobachten, wenn in Bern die letzte Note der neuen Serie, die 100-Franken-Note, vorgestellte wird. Mit einer Stückzahl von exakt 133'905'125 und einem Anteil von über 28 Prozent ist die 100-Franken-Note der mit Abstand beliebteste Frankenschein.
In Umlauf kommt der neue Schein aber erst am 12. September. Damit alles reibungslos funktioniert, mussten die Banken kleine Anpassungen vornehmen. «Die neue Hunderternote ist etwas kleiner als ihre Vorgängerin, was eine Justierung der bisherigen Notenkassetten bedingt», sagt Raiffeisen-Sprecherin Angela Rupp zu BLICK. Geldautomaten mit Einzahlungsfunktion erhalten zudem ein Software-Update, damit sie das neue Hunderternötli korrekt erkennen.
«Grosses Glück»
Mit der letzten Note der neue Serie geht auch für Manuela Pfrunder (40) eine Ära zu Ende. Zarte 26 Jahre alt war die Grafikerin, als sie mit der Gestaltung der neuen Banknotenserie einen der prestigeträchtigsten Aufträge in der Schweiz an Land zog. Elf Jahre lang arbeiteten Pfrunder und ihr Team unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen, bevor im Frühling 2016 mit dem 50-Franken-Schein die erste Note präsentiert wurde. Heute, wenn die neue Hunderternote vorgestellt wird, ist ihre Arbeit vollbracht.
Im Gespräch mit BLICK betont Pfrunder, welch grosses Privileg es war, die neue Notenserie zu gestalten. «Ich bin stolz, das Erscheinungsbild der Schweiz mitzuprägen.» Mit der letzten Note gehe nun nach 13 Jahren das grösste Projekt in ihrer noch jungen Karriere zu Ende.
Was bleibt, sind die Scheine: «Ich muss jeweils schmunzeln, wenn ich sehe, dass mit meinen Noten gezahlt wird», sagt Pfrunder. Dann werde ihr bewusst, wie allgegenwärtig ihre Arbeit sei. «Ich hatte grosses Glück, einen Auftrag von solcher Tragweite zu kriegen.»