Vor Öffnung der Grossveranstaltungen
Kontaktdaten-Chaos in Beizen, Kinos und Stadien

Schon heute herrscht Chaos bei der Registrierung in Beizen, Kinos und Stadien. Das ist gefährlich: Bald sind Veranstaltungen mit mehr als 1000 Besuchern erlaubt.
Publiziert: 29.08.2020 um 23:53 Uhr
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Aktualisiert: 31.08.2020 um 11:49 Uhr
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Vor einem Monat hat BAG-Chef Pascal Strupler ein Kontaktdaten-Obligatorium in Gastronomiebetrieben empfohlen. 14 Kantone haben es mittlerweile eingeführt.
Foto: keystone-sda.ch
Danny Schlumpf

Vor einem Monat empfahl ­Pascal Strupler (61), Chef des Bundesamts für Gesundheit (BAG), ein Kontaktdaten-Ob­ligatorium für Gastronomiebetriebe. 14 Kantone führten es ein; in sieben müssen auch Kinobetreiber, Konzertveranstalter und Sport­organisatoren Name, Adresse, E-Mail und Telefonnummer ihrer Be­sucher registrieren.

Wie sie das tun, bleibt ihnen überlassen. Einige unternehmen gar nichts, andere legen Blöcke und Bleistifte auf. Manche Gäste notieren ihre Personalien, andere nicht. Viele machen unleserliche oder gar falsche Angaben.

Die Folge: Im Fall einer Corona-Infektion können unzählige Kontaktpersonen nicht ausfindig gemacht werden.
Deshalb ersetzen immer mehr Betriebe die chaotische Zettelwirtschaft durch ein digitales Check-in. Angebote gibt es zuhauf. Doch längst nicht alle gewährleisten den Datenschutz. Und in vielen Fällen müssen sich Gäste bei jedem einzelnen Besuch neu registrieren.

Riesen Wirrwarr

Das Ergebnis: Restaurantbesucher, Kinogänger und Sportfans ­ärgern sich über unprofessionelle Papierformulare und die Zahl ­diverser Gastro-Apps auf ihren Handys. Das Wirrwarr erschwert auch die Arbeit der kantonalen Contact Tracer, die angesichts steigender Fallzahlen ohnehin am Anschlag sind.

Klar ist: Digitale Lösungen sind Papierformularen überlegen. Sie reduzieren für alle Beteiligten den administrativen Aufwand und können die schnelle und sichere Erfassung der Personalien garantieren. Denn neben vielen ungenügenden gibt es auch überzeugende Angebote, unter anderen die Apps von Get-entry, ­SocialPass und Mindful. Sie sind für Gäste kostenlos, die Mindful-App ist es sogar für Betreiber.

Vorausgesetzt, sie werden schweizweit durchgesetzt und zentral verwaltet, könnten technische Lösungen wie diese dem Kontaktdaten-Chaos ein Ende bereiten. «Es wäre eine dringend nötige Erleichterung», sagt René Gerber (62), Generalsekretär bei Pro Cinema, dem Schweizerischen Verband für Kino und Filmverleih. «Das gilt nicht nur für die Veranstalter, sondern auch für die Gäste und die Contact Tracer.»

Das BAG hält sich raus

Doch BAG-Chef Strupler, der das Kontaktdaten-Obligatorium initiiert hat, will nichts davon ­wissen, sich an der ­Lösung der daraus ­resultierenden Prob­leme zu beteiligen. Dazu sei ein neues Gesetz notwendig, lässt das BAG ausrichten. Es will einzelne App­likationen weder betreiben noch empfehlen.

Der Markt soll und muss es also wieder einmal selbst richten. Eine zentrale Rolle spielen grosse Player wie McDonald’s. Der Fast-Food-Riese empfängt in der Schweiz täglich rund 300'000 Gäste. In seinen Filialen in Zürich und zwei Restaurants in Genf nutzt McDonald's Schweiz die Mindful-App und sammelt Erfahrungen mit weiteren Anbietern. «Wir sehen bei unseren Gästen, dass die digitale Registrierung einfacher ist als mit Papier und beobachten die weitere Entwicklung», so McDonald's Schweiz.

Auch viele Sportvereine, in denen jetzt die Meisterschaften starten, regeln den Einlass in ihre Stadien digital. Marco Di Palma (55) ist ­Finanzchef des Lancy FC. Mit 45 Mannschaften und 1200 Spielern ist der Genfer Verein der grösste Fussballklub der Schweiz. Er setzt ebenfalls auf die Mindful-App. «Wir nutzen sie in Trainings und Spielen. So können wir den Einlass der Besucher nachhaltig verein­fachen und beschleunigen.»

Die Zeit wird knapp

Di Palma hofft auf eine einheitliche Lösung: «Es besteht die Gefahr einer Vielzahl von Apps an diversen Veranstaltungen, was zu einem unüberschau­baren Durcheinander führt.»

Die Zeit drängt. In einem Monat sind wieder Grossveranstaltungen mit mehr als 1000 Personen erlaubt. Ob das Kontaktdaten-Chaos bis dann beseitigt ist, steht in den Sternen. Klar ist nur: Der Bund will damit nichts zu tun haben.

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