Von wegen tiefe Preise!
Die grosse Alles-wird-billiger-Lüge

Der starke Franken hat auch Vorteile. Die Konsumenten sollten von billigeren Importen profitieren. Das besagt die Theorie. Doch die Praxis sieht anders aus. Das Leben wird teurer, teilweise sogar massiv.
Publiziert: 12.04.2015 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 04.10.2018 um 23:53 Uhr
Von Martina Wacker

Mieten

Trotz des tiefen Referenzzinssatzes von zwei Prozent sind die Mieten im letzten Jahr schweizweit um 1,16 Prozent gestiegen. Das zeigt der Mietindex von Homegate.ch. Im Kanton Luzern sind die Mieten um 1,73, in Solothurn um 1,94 und im Waadtland sowie Genf um 2,25 Prozent angestiegen. Laut Felix Brill, Ökonom und Chef von Wellershoff & Partners, steigen die Mieten weiter, weil das Angebot an Wohnungen nach wie vor knapp ist.

Kleider

Nach dem Fall des Euro-Mindestkurses übertrumpften sich die Läden mit Euro-Rabatten. Kaum sind die Lager aber leer, ist auch das Versprechen, die günstigeren Importpreise den Konsumenten unverzüglich und dauerhaft weiterzugeben, dahin. So sind die Preise für Kleider und Schuhe im März um 6,1 Prozent gestiegen, wie die jüngsten Zahlen des Bundesamts für Statistik (BfS) zeigen. Auch gegenüber dem Vorjahr resultiert ein Plus von 0,4 Prozent.

Krankenkassen

Eigentlich kommt die Prämienrunde bei den Krankenkassen erst im Herbst. Doch schon jetzt ist klar, dass die Tarife für 2016 steigen werden. Grund sind die zunehmenden Aus­gaben für das Gesundheitswesen. «Jährlich geben wir vier Prozent mehr für Gesundheitsleistungen aus», sagt Felix Schneuwly, Krankenkassenexperte beim Vergleichsportal Com­paris. «Passen die Krankenkassen die Prämien der Kostensteigerung nicht an, geraten sie finanziell in Bedrängnis.»

Steuern

Jetzt flattern sie wieder ins Haus, die definitiven Steuerrechnungen. Auf einen Schlag ist das Sparkonto leer, auch weil viele Schweizer für das letzte Jahr mehr Steuern zahlen müssen. Grund: «Arbeitnehmer haben im vergangenen Jahr mehr verdient und müssen nun mehr abliefern», sagt Ökonom Felix Brill von Wellershoff & Partners. Für 2015 kommt es noch dicker: Weil viele Kantone und Gemeinden rote Zahlen schreiben, steigen die Steuern auf breiter Front.

ÖV

Wer sich für die Umwelt einsetzt, wird belohnt – in diesem Fall mit höheren Billettpreisen. Bereits für das laufende Jahr sind die Preise für Bus und Bahn um 2,3 Prozent gestiegen. Geht es nach Verkehrsministerin Doris Leuthard (52) soll Zugfahren 2017 noch teurer werden. So hält sie entgegen dem Wunsch der Unternehmen des öffentlichen Verkehrs an der nächsten Tarifanpassung fest. Für die Bähnler ein Graus. Denn wegen des starken Frankens, des billigen Öls und günstiger Importe hat das Auto gegenüber der Bahn Terrain gewonnen.

Reisen

Wegen des starken Frankens reisen Schweizer diesen Sommer deutlich günstiger in die Ferien. Neben dem Euro haben sich auch asiatische Währungen gegenüber dem Franken stark abgewertet. Wer die Ferien nicht schon im Februar gebucht hat, erhält aber nur wenig Rabatt. Wie Zahlen des Bundesamts für Statistik zeigen, sind Pauschalreisen im März um 1,9 Prozent teurer geworden. Immerhin: Im Vergleich zum Vorjahr sind Reisen noch immer 2,4 Prozent günstiger.

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