Das ist der Hammer! Im Hinblick auf die Öffnung der Baumärkte und Gartencenter vom kommenden Montag schreibt das Bundesamt für Gesundheit (BAG) auf Anfrage von BLICK: «Es gibt keine Sortimentsbeschränkung, und eine solche ist auch nicht vorgesehen.»
Das trifft die kleinen und grösseren Fachhändler hart. «Das ist eine Katastrophe, wenn die Grossverteiler in den Baumärkten und Gartencentern ab Montag Velos verkaufen dürfen», sagt Christian Elsener (58) vom Fachgeschäft Velo-Elsener im Zürcher Seefeld. «Das ist nochmals ein Tritt ans Schienbein der Kleinen.»
Elsener führt den Familienbetrieb in der dritten Generation und darf seinen Laden erst wieder am 11. Mai öffnen. Einzig Reparaturen sind möglich. «Die Werkstatt ist zwar offen, doch die macht nur gerade zehn Prozent des Umsatzes aus.»
Das Frühlingsgeschäft ist entscheidend
Ein paar Velos gehören zum Standardsortiment der meisten Baumärkte oder Gartencenter. Nun bekommen die Grossen also zwei Wochen Vorsprung, in einer Zeit, die für die gesamte Velobranche entscheidend ist: «In diesen Wochen im Frühling machen wir 40 Prozent des Jahresumsatzes. Erst recht, wenn das Wetter so schön ist wie jetzt.»
Doch nicht nur Velos gibt es ab Montag wieder zu kaufen. Auf Anfrage heisst es etwa bei der Migros: «Wir verkaufen das ganze Sortiment, das wir in den Baumärkten und Gartencentern anbieten.» Auf der Website der Landi ist Ähnliches zu lesen, die Läden bieten «ab dem 27. April wieder einem Grossteil des Sortiments» an.
Das heisst: Neben klassischen Baumarkt-Artikeln wie Hammer, Zange, Nägel, WC-Deckel oder Farben gibt es bei den Grossen dann auch wieder Zelte, Bälle, Skateboards, Lampen oder Bastelutensilien zu kaufen. Gerade Basteln ist in einer Zeit, in der alle Schulen noch geschlossen bleiben, eine beliebte Beschäftigungsmöglichkeit für Kinder.
Gartenmöbel nur vom Grossverteiler
Severin Pflüger (42), Geschäftsführer des Verbands Schweizerischer Filialunternehmen, versteht die Welt und den Bundesrat nicht mehr: «Diese Regelung ist willkürlich und absurd.»
Zu Pflügers Verband gehört unter anderen auch das Möbelhaus Ikea. Dieses muss noch zwei Wochen auf den Verkauf von Gartenmöbeln verzichten, weil alle Filialen geschlossen sind. Und das, obwohl in den riesigen Möbelmärkten die Einhaltung des «Social Distancing» unter Umständen bedeutend einfacher ist als zwischen all den Pflanzen und in den engen Gängen eines Gartencenters.
Pflüger kann der Öffnung der Baumärkte und Gartencenter auch etwas Gutes abgewinnen. Denn davon profitierten nicht nur die Grossverteiler, sondern auch all die Zulieferer und Produzenten. «So können mehr Leute aus der Kurzarbeit geholt werden, die wieder zum vollen Lohn arbeiten können», glaubt Pflüger. Und das sei gut für die Wirtschaft insgesamt.