Die Zivag AG ist eine Tochtergesellschaft der Gewerkschaft Unia und bezeichnet sich selbst als «die faire Immobilienverwaltung». Mehr noch: Auf der Firmenwebsite heisst es gar, man setze sich ein für «eine gerechtere Welt».
Nadine Bielitz (42) spürt von diesem Vorsatz gerade herzlich wenig. Sie führt im Zürcher Kreis 4 das Restaurant Convivio und leidet wie alle Gastronomen darunter, dass sie trotz Lockdown Miete bezahlen muss. Bielitz hat deshalb ihre Vermietung, die Unia-Tochter Zivag, um eine Herabsetzung des Mietzinses gebeten. Doch ohne Erfolg. «Mein Begehren wurde abgelehnt. Ich muss weiterhin die volle Miete bezahlen», sagt Bielitz enttäuscht.
Unia will renovieren
Statt einer Herabsetzung des Mietzinses wird Bielitz in dem Schreiben eine «vorzeitige Vertragsauflösung» angeboten. Hintergrund des aussergewöhnlichen Vorschlags: Die Unia möchte das Gebäude, zu dem mehrere Mietwohnungen gehören, gerne renovieren. Doch das geht nicht, weil das Restaurant Convivio einen gültigen Mietvertrag hat, der erst 2027 ausläuft. «Sie möchten uns deshalb lieber heute als morgen draussen haben», sagt Bielitz.
Und was meint die Unia zum wenig sozialen Vorgehen der Immobilientochter? «Da scheint etwas schiefgelaufen zu sein. Wir bedauern das sehr», sagt Sprecher Serge Gnos. Eigentlich hätte die Variante Stundung vorgeschlagen werden sollen – wie bei allen anderen Mieterlass-Gesuchen. «Wir werden das Restaurant am Montag kontaktieren, um die Stundungsvariante vorzuschlagen.» Die Unia zieht eine Stundungsvereinbarung vor, weil man nicht wisse, wie lange der Lockdown andauere. Über allfällige Mietzinserlasse will die Gewerkschaft dann «zu gegebener Zeit» diskutieren.