Die Reisebüros sind brutal unter Druck. Gab es im Jahr 2000 noch 2887 Filialen in der Schweiz, sind es heute knapp die Hälfte. Die Internet-Generation galt lange als verlorenes Kundensegment. Doch jetzt keimt unerwartet Hoffnung.
Der Grund: «Junge kommen in die Filialen, weil sie oft eine zu niedrige Kreditkartenlimite haben, um im Internet zu buchen», sagt Hotelplan-Suisse-CEO Kurt Eberhard (55). Klamme Jugendliche als letzter Strohhalm? Nicht für den Hotelplan-CEO: «Wir sehen das als Chance und versuchen, ihnen zu helfen», sagt er.
Detaillierte Altersstatistiken zu den Reisebürobesuchern will Hotelplan nicht liefern. Doch habe die Auswertung der Buchungskanäle und Rückmeldungen der Filialleiter ergeben, dass wieder mehr Kunden im Alter zwischen 18 und 25 vorbeikämen, präzisiert Sprecherin Prisca Huguenin-dit-Lenoir.
Denn reicht die Kreditkartenlimite für die Traumferien nicht aus, können die Kunden im Hotelplan-Reisebüro auf andere Zahlungsmittel zurückgreifen: auf Postcard, EC-Karte oder die gute alte Rechnung. Wird eine Reise Monate vor Ferienbeginn gebucht, kann man diese in Raten zahlen. Erst drei Wochen vor der Abreise muss die Rechnung beglichen sein. Hotelplan mit seinen Töchtern Travelhouse, Globus Reisen und BTA First Travel hat in der Schweiz 122 Filialen.
Auch die Konkurrenz spürt den Trend. «Wir bemerken, dass immer mehr junge Kunden die Beratung und die Reisegarantie in einem Reisebüro schätzen», sagt Tui-Suisse-Sprecherin Bianca Schmidt. Die kämen aber nicht wegen der Kreditkarte. Denn bei Tui kann auch per Rechnung zahlen, wer online bucht. Das scheint einem Bedürfnis zu entsprechen: «Rund 80 Prozent aller Reisen werden bei Tui auf Rechnung bezahlt.»
Auch Kuoni will wieder mehr Junge in den Reisebüros haben. «Sie schätzen den Service und die Expertise. Das spart Zeit», sagt Sprecher Marcel Schlatter. Kuoni Schweiz ist wie die Konkurrenten kulant bei der Bezahlung. Beim Buchen ist nur eine Anzahlung fällig. Der Rest wird 40 Tage vor Abreise fällig. Bis dann können die Kunden in Raten bezahlen.
Praktisch für die Kunden: Wer jetzt die Sommerferien plant, hat bei Schweizer Reiseveranstaltern mehr Flexibilität beim Bezahlen.