In der Adventszeit duftet es in den Backstuben des Landes nach feinen Mailänderli und Zimtsternen. Jedes Kind weiss: Was beim Backen keinesfalls fehlen darf, ist Butter. Doch just in der Guetzlizeit importiert die Migros ihre Kochbutter aus dem Ausland. Ein Kleber mit der Aufschrift «Produktionsland vorübergehend EU» prangt auf der Verpackung. Die Begründung des orangen Riesen: Rohstoffmangel.
Das stinkt den Schweizer Bauern gewaltig. Sie hätten ihre Milch noch so gerne für zusätzliche Butter abgeliefert. Laut dem «Schweizer Bauer» fehlten der Migros rund 100 Tonnen Butter – die sie jetzt aus Belgien und Deutschland zukauft. Rund zwei Millionen Kilogramm Milch wären dafür nötig gewesen. Ein schöner Batzen Geld, der den Betrieben hierzulande nun durch die Lappen geht.
Schlechte Planung
Die Migros begründet den Import mit dem derzeitigen Mangel an Schweizer Milch und Milchfett. Man budgetiere jeweils Ende Jahr die im nächsten Jahr erwarteten Mengen mit den Lieferanten. «Leider haben dies nicht alle eingehalten, daher ist das Milchfett aktuell sehr knapp», heisst es auf Anfrage. Der Rohstoffmangel betreffe die ganze Branche. Schweizer Kochbutter gebe es wieder, sobald wieder genug Schweizer Rohstoffe vorhanden seien, so der orange Riese.
Also alles in Butter? Von wegen! Weit weniger entspannt sieht man es bei den Schweizer Milchproduzenten (SMP). «Die Einlieferungen lagen im September nur 1,6 Prozent tiefer als im Vorjahr», sagte SMP-Mediensprecher Reto Burkhardt gegenüber der «Bauernzeitung». Das Argument des Mangels an Milchfett in der Schweiz lässt er deshalb nicht gelten.
Viel eher sei die zu späte Planung zum Problem geworden. Laut Branchenkennern sei der Lieferant davon ausgegangen, wie in anderen Jahren kurzfristig billigeren Rahm kaufen zu können. «Mit anständigen Preisen und etwas Voraussicht hätte die Migros die Milch für diese Butter auch in der Schweiz gefunden», ist sich Burkhardt sicher.
Der Butterberg ist nur noch ein Hügel
Die Migros wiederum weist die Anschuldigungen zurück. Sie beharrt darauf, korrekt geplant zu haben, aber nicht nicht in ausreichendem Umfang beliefert worden zu sein. «Die Versorgung erfolgt auf der Basis der laufenden Milch-Einlieferungen», schreibt die Migros weiter. Und auch aus den Lagern konnte der orange Riese keine Butter entnehmen: Diese sind tatsächlich fast leer.
Sass die Schweiz vor einigen Jahren auf einem Butterberg, ist dieser heute höchstens noch ein Hügelchen. Ende November lagen in den Kühlern nur noch 82 Tonnen Butter. Vor einem Jahr waren es noch rund 1300 Tonnen.
So oder so: Der Aufkleber ist auch der Branchenorganisation Milch ein Dorn im Auge. «Von Rohstoffmangel zu sprechen, wenn 100 Tonnen fehlen, ist schlicht unverhältnismässig», sagt Stefan Kohler von der Branchenorganisation Milch.
Aus dem Aufdruck könnte man schliessen, dass die Branche die Inlandversorgung nicht im Griff habe. «Dabei entspricht die importierte Menge einer Tagesproduktion in der Schweiz», erklärt Kohler. Für die Branchenorganisation daher kein Grund zur Aufregung. Hauptsache in der Adventszeit muss man Mailänderli und Zimtsternen nicht missen. Und die Guetzli schmecken auch mit EU-Butter.