Die Zahl gibt seit einer Woche zu reden: 4000 Franken Mindestlohn bietet der deutsche Discounter per 1. Dezember seinen Angestellten. Das ist deutlich mehr als bei Migros oder Coop.
In ganzseitigen Inseraten wirbt Lidl seit letzter Woche mit der imposanten Zahl. Doch sie hat einen Haken: Den vollen Betrag erhält nur, wer 100 Prozent arbeitet. Ungelerntes Personal wird aber höchstens zu 60 Prozent eingestellt.
«Der Mindestlohn relativiert sich stark, wenn man nur 60 Prozent arbeiten darf», kritisiert Natalie Imboden von der Gewerkschaft Unia.
Zwar begrüsse man, dass der Mindestlohn angehoben wurde, dies auch für jene, die nicht 100 Prozent arbeiten. «Doch das hilft nichts, wenn der Lohn noch immer nicht existenzsichernd ist», sagt Imboden. Zudem gelte bei Lidl nach wie vor ein Konkurrenzverbot. Die restlichen 40 Prozent darf man nicht bei einem anderen Detailhändler arbeiten.
«Mehr als 60 Prozent sind nicht möglich»
Auf Anfrage betont Lidl, dass man «in allen Filialen sowohl Teilzeit- als auch Vollzeitstellen» anbiete.
Wie ein Ex-Angetellter gegenüber Blick.ch betont, dürfen jedoch nur Filialleiter und deren Stellvertreter im 80- bis 100-Prozent-Pensum arbeiten: «Mehr als 60 Prozent sind nicht möglich», sagt der Mann, der anonym bleiben will. «Dafür fordern sie täglich, dass man Überstunden macht.» Die Werbung habe ihn erstaunt: «Die Kunden haben das Gefühl, man dürfe bei Lidl Vollzeit arbeiten. Das ist schlicht falsch.» (alp)