In der Logistikbranche kommt es zu einer Grossfusion. Der Schweizer Logistikkonzern Panalpina wird von dänischen Konkurrenten DSV übernommen. Die Dänen bezahlen insgesamt 4,6 Milliarden Franken für die Basler. Zuvor war die Zukunft von Panalpina während Monaten unklar. Alles Wichtige zur Milliarden-Übernahme.
Was bietet der aktuelle Deal?
DSV hatte im Januar ursprünglich 170 Franken pro Panalpina-Aktie offeriert und legte in einem ersten Schritt auch 180 Franken nach. Nach einer neuerlichen Aufbesserung zahlt DSV nun 2,375 eigene Aktien pro Panalpina-Aktie. Das sind gemäss Kurs vom vergangenen Freitag 195,80 Franken je Aktie. Damit wird der Basler Konzern mit 4,6 Milliarden Franken bewertet, wie DSV und Panalpina am Montag mitteilten.
Wie reagiert die Börse?
Mitte Vormittag liegt die Panalpina-Aktie mit über 14 Prozent im Plus. Der aktuelle Kurs von 189,20 Franken liegt aber noch unter dem mutmasslichen Verkaufspreis von 195,80 Franken. Die Aufwärtsbewegung des Titels konnte deshalb erwartet werden.
Seit Jahresbeginn hat die Aktie sogar mehr als 44 Prozent zugelegt.
Warum war die Übernahme so umstritten?
Lange standen sich zwei Lager gegenüber: Einerseits die Ernst Göhner Stiftung (EGS), die 46 Prozent an dem Unternehmen hält, andererseits Cevian Capital und Artisan Partners, die jeweils etwa 12 Prozent halten.
Während die Ernst Göhner Stiftung (ESG) einen Alleingang verfochten hatte, zeigten sich die beiden aktivistischen Investoren von Beginn weg offen für einen Zusammenschluss. Nach der zweiten Angebotsaufbesserung durch DSV ist die Stiftung nun offenbar auch schwach geworden.
Ist DSV mit der heutigen Bekanntgabe nun am Ziel?
Damit das Geschäft definitiv über die Bühne gehen kann, müssen insgesamt 80 Prozent der Panalpina-Aktionäre ihre Aktien andienen. Allein mit der EGS, Cevian sowie Artisan wird das Tauschangebot jedoch bereits von Aktionären unterstützt, die insgesamt 69,9 Prozent der Aktien halten.
Welche Rolle spielt Panalpina-Grossaktionär ESG?
Die EGS wird durch den Deal vom dominierenden Panalpina-Aktionär zum grössten DSV-Teilhaber. Nach Abschluss der Transaktion wird die Stiftung voraussichtlich rund 11 Prozent am dänischen Konzern halten.
Wie der offiziellen Voranmeldung des Deals zu entnehmen ist, erhält die Stiftung mit philanthropischem Zweck dann auch einen Sitz im Verwaltungsrat von DSV. Ausserdem hat sich die EGS dazu verpflichtet, während eines Zeitraums von zwei Jahren ihre DSV-Aktien nicht zu veräussern.
Bleiben Cevian und Artisan Partners DSV Panalpina treu?
Das ist noch unklar. Zumindest könnten sich die beiden von ihren Panalpina-Paketen trennen. Denn anders als die EGS haben sie sich nicht dazu verpflichtet, ihre Aktien zwei Jahre nicht zu verkaufen. Ein Verkauf würde ihnen rund eine Milliarde einbringen. Wie «Cash» schreibt, könnten Cevian und Artisan Partners einen Teilerlös in die ABB investieren. Beide sind nämlich auch da beteiligt.
Was bleibt noch von Panalpina?
Ein Abschluss der Transaktion wird für das vierte Quartal 2019 erwartet, hiess es in dem Communiqué. Der Name der Gesellschaft soll dann in «DSV Panalpina A/S» geändert werden. Die Integration von Panalpina werde voraussichtlich zwei bis drei Jahre in Anspruch nehmen, sagte DSV-CEO Jens Björn Andersson zu Reuters.
Bereits klar ist auch, dass die Panalpina-Aktien von der Schweizer Börse SIX verschwinden werden. Die neue Gesellschaft wird in Kopenhagen kotiert sein.
Wie gross ist das neue Unternehmen?
Der kombinierte Pro-Forma-Umsatz würde nach Abschluss des Tauschangebots auf rund 118 Milliarden dänische Kronen (circa 18,2 Milliarden Franken) anschwellen. Zum Vergleich: Der Schweizer Logistik-Platzhirsch Kühne+Nagel erwirtschaftete 2018 einen Umsatz von gut 20 Milliarden. Die kombinierte Belegschaft der beiden Unternehmen wird sich auf rund 60'000 Mitarbeiter belaufen. Noch keine Statements machte DSV zu einem möglichen Stellenabbau, der mit der Übernahme verknüpft sein könnte.
Grundsätzlich verkaufen die beiden Firmen den Zusammenschluss aber als Wachstumsprojekt. Es gehe primär darum, weiter zu expandieren. In Fällen von Doppelbesetzungen könne es allerdings auch zu Streichungen kommen, war am Montag aus Unternehmenskreisen zu vernehmen. (SDA/jfr)