Die wie schon im ersten Halbjahr robust ausgefallenen Zahlen deuten zwar auf eine Stabilisierung der zuletzt ins Stocken geratenen zweitgrössten Volkswirtschaft hin. Ökonomen warnten jedoch davor, dass das derzeitige Wachstum wenig nachhaltig sei und vor allem von einem heiss laufenden Immobilienmarkt und einer massiven Ausweitung der Schulden getragen werde.
«Die Entwicklung ist nach wie vor nicht gesund», sagte der Pekinger Ökonom Hu Xingdou: «Die Regierung will ihr Wachstumsziel erreichen und nimmt deshalb qualitativ schlechtes Wachstum in Kauf.»
Chinas Kreditwachstum sei zuletzt «sehr schnell» gewachsen, warnte auch der Internationale Währungsfonds (IWF) vergangene Woche in einem Arbeitspapier. Ohne eine Strategie zum Schuldenabbau drohe eine Bankenkrise, langsameres Wachstum oder beides.
Nach den am Dienstag vorgelegten Zahlen der chinesischen Zentralbank weitete sich die Summe neu vergebener Kredite allein im September um 1,2 Billionen Yuan (rund 175 Milliarden Franken) aus. Vor allem Immobiliendarlehen machten einen kräftigen Sprung um umgerechnet 69 Milliarden Franken im September.
«Die Menschen fürchten weitere wirtschaftliche Probleme und eine Abwertung der Währung. Deshalb läuft der Häusermarkt heiss», sagt der Ökonom Chen Donglin. Für die Regierung sei das ein «Dilemma».
Einerseits trägt der Immobiliensektor rund 15 Prozent zum Wirtschaftswachstum bei und hilft so, das Wachstumsziel zwischen 6,5 Prozent bis 7 Prozent für dieses Jahr zu erreichen. Andererseits hätte eine platzende Immobilienblase gravierende Folgen für China. Peking hat deshalb mit neuen Kaufrestriktionen begonnen, den Markt in den Grossstädten des Landes abzukühlen.
Sollten die Häuserpreise nun zurückgehen, dürfte das laut Chen Donglin aber auch dazu führen, dass die Wirtschaft im vierten Quartal und im kommenden Jahr langsamer wachsen wird.
Nach einer Stabilisierung im Frühjahr sorgten zuletzt eine Reihe schwächerer Daten erneut für Ernüchterung in Chinas Wirtschaft. Besonders der Aussenhandel der zweitgrössten Volkswirtschaft hat sich zuletzt schwach entwickelt. In US-Dollar gerechnet waren die Exporte im September um 10 Prozent eingebrochen.
Chinas Wirtschaft, die lange von einem gewaltigen Heer an günstigen Arbeitern profitierte und so zur verlängerten Werkbank der Welt wurde, war im vergangenen Jahr mit 6,9 Prozent so langsam wie seit 25 Jahren nicht mehr gewachsen.
Die Regierung strebt ein Wachstumsmodell an, das weniger abhängig von billigen Exporten ist und auf mehr Innovation und einem stärkeren Binnenkonsum basiert.