Reihenweise verschwinden Schweizer Modehäuser aus den Einkaufsstrassen. Nun trifft es die Modekette Schild. Ein Traditionsgeschäft, das Generationen mit gutbürgerlicher, bezahlbarer Kleidung ausstattete – von der Erstkommunion über die Firmung bis zur Hochzeit.
Doch heute lässt sich damit kein Staat mehr machen. Letztes Jahr schrumpfte der Umsatz in den 45 Schild-Filialen um 7,3 Prozent auf 153 Millionen Franken. Zum Vergleich: Der deutsche Onlinehändler Zalando erzielte 2016 in der Schweiz einen Umsatz von 534 Millionen Franken.
Migros, die Schild vor drei Jahren kaufte, zieht nun die Notbremse. Und setzt im Textilgeschäft nur noch auf Premium: Schild verschwindet und wird zu Globus. Auch Herren Globus gibt es nicht mehr als eigene Marke. Am Schild-Hauptsitz in Spreitenbach AG fallen 80 Arbeitsplätze weg. Kündigungen sollen vermieden werden.
Weniger Einkaufstourismus im Premium-Bereich
«Das hohe Preissegment ist stabiler als die mittlere Kategorie», sagt Globus-Chef Thomas Herbert (47), der bis 2015 CEO von Schild war. Dass die Marke Schild verschwinde, tue ihm zwar weh, sei aber die beste Lösung. «Im Premiumbereich gehen die Kunden weniger ins Ausland zum Einkaufen und legen mehr Wert auf Beratung.»
Das grösste Problem im mittleren Segment sind laut Herbert die riesigen internationalen Anbieter. Modeketten wie Zara, H&M und Mango kaufen dank grösserer Mengen ihre Waren günstiger ein. Und liefern sich einen unerbittlichen Preiskampf, dem die Schweizer Modeketten zum Opfer fallen.
Diese Modehäuser fielen dem Kampf zum Opfer
Konkurs anmelden oder verkauft wurden bereits Charles Vögele, Companys, Switcher, Blackout, Yendi und auch der Schuhhändler Bata. Vor diesem Schicksal sind auch Warenhäuser und Shoppingcenter nicht gefeit. Bei den Einkaufstempeln schrumpfte letztes Jahr der Umsatz zum zweiten Mal in Folge – obwohl die Besucherzahlen stiegen.
«Weil sich der Markt radikal ändert, müssen wir punkto Globus neu denken», sagt Migros-Handelschef Beat Zahnd (59). Er will das Warenhaus ins digitale Zeitalter katapultieren. Und an Zalando verlorene Kunden wieder zurückgewinnen.
So rüstet sich Globus für die Zukunft
Bei Globus sollen sich Online- und stationärer Handel vermischen. Der Onlineshop wird massiv ausgebaut und mit den Filialen verbunden. Kunden können sich etwa zu Hause via Chat beraten lassen. Im Laden sieht der Verkäufer auf seinem Tablet, welche Kleider der Kunde mag und welche Grösse er hat. Und er kann mit seinem Gerät überall im Laden einkassieren.
Der Umbau beginnt im März 2018 und dauert fünf Jahre. Wie viele der insgesamt 78 Filialen bestehen bleiben, ist unklar. «Wir werden bestimmt einige schliessen. Es wird aber auch Neueröffnungen geben», sagt Globus-Chef Herbert. Wo es Einzugsgebiete mit mehr als 25'000 potenziellen Kunden gibt, will Globus vertreten sein.