Viele Wege führen zum Aroma
Kapseln interessieren nicht die Bohne!

An Nespresso und seinen Kapsel-Konsorten führt in der Schweiz kaum ein Weg vorbei. Experten erklären den Boom mit fehlendem Geschmackverständnis der Konsumenten. Altbewährte Wege der Zubereitung stehen bei Kaffee-Puristen aber weiterhin hoch im Kurs.
Publiziert: 06.01.2018 um 21:08 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2018 um 22:51 Uhr
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Kaffeegenuss 2.0: In Holland gibt es neuerdings einen Selfieccino – inklusive Konterfei aus dem 3D-Drucker.
Foto: zvg
Marco Latzer

Die Schweiz hat sich zu einem Land eifriger Kapselkaffee-Trinker gemausert. Die ersten Kapseln kamen zwar schon vor 30 Jahren auf den Markt, so richtig angefacht wurde der Boom aber erst vor etwas mehr als einem Jahrzehnt. Als Nespresso mit George Clooney (56) einen sensationellen PR-Coup landen konnte. Heute werden zwei von drei Kaffees mit Kapseln hergestellt.

Ein Graus für Liebhaber

Für die Konzerne ist der Boom ein Bombengeschäft. Das spürt auch Migros-Tochter Delica, die stetig wächst (BLICK von gestern). «Wenn Pionier Nespresso der weltweite Kapselkönig ist, sind wir der Schweizer Kapselprinz», freut sich dort Firmenchef Raphael Gugerli (42). Bloss: Für Traditionalisten sind die Alu-Produkte ein Graus. Als «viel zu teuer» und «umweltschädlich» bezeichnen sie die BLICK-Leser in der Kommentarspalte.

Für den amtierenden Schweizer Barista-Champion André Eiermann (43) führt für maximalen Genuss kein Weg an seiner Siebträger-Maschine vorbei. Ein echtes Profi-Gerät. «Die Temperatur muss dafür stabil bei 94 Grad liegen», erklärt er. «Ich liebe Kaffee mit komplexer Säure, die eher fruchtig sind, aber ohne Röstnoten.» Kapseln seien für Konsumenten, die sich ohne Aufwand einen soliden Kaffee zubereiten wollen. «Kapseln sind ein Getränk für Leute, die vom Kaffeemachen keine Ahnung haben!»

Filterkaffee gewinnt an Beliebtheit

Was sind die Alternativen? «Filterkaffee hat definitiv ein Revival. Das hat für den Gast schon fast etwas Meditatives, wenn er bei der Zubereitung zuschauen kann. Bei uns ist das Image aber noch immer verstaubt», befindet der Experte. Auch das Handkännchen, der Klassiker aus Italien, gewinnt an Beliebtheit. Dieses liefert einen Mix zwischen Espresso und starkem Filterkaffee.

Daneben wirbeln neue Technologien die Szene auf. In einer holländischen Bar lässt sich neuerdings ein Selfieccino bestellen: Mittels 3D-Drucker werden Fotos mit Lebensmittelfarbe auf Cappuccino-Schaum verewigt. Noch immer hält sich der altbewährte Vollautomat mit integrierter Mühle. Vorteil: Der Konsument kann zwischen verschiedenen Bohnensorten auswählen und produziert keinen verpönten Kapsel-Müll. Vom Aussterben bedroht ist hingegen der Instant-Pulverkaffee.

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