Paris, Ankara, Istanbul, Brüssel: Nach den verheerenden Terroranschlägen am Dienstag ist vielen Schweizern die Reiselust vergangen. Schnell mal zum Shoppen oder Sightseeing in eine internationale Metropole – auf solche Wochenendtrips dürften viele Reisende angesichts der jüngsten Attacken jetzt verzichten.
«Bei Paris spüren wir einen deutlichen Rückgang der Buchungen», sagt Martin Wittwer (54), CEO von Tui Schweiz. Die französische Hauptstadt hat es seit «Charlie Hebdo» und den Anschlägen im November nicht mehr ins Topranking der Städtereisen zurückgeschafft. Das Gleiche gilt für Istanbul. «Die geopolitische Lage beeinflusst das Buchungsverhalten eindeutig», sagt Wittwer.
Geradezu vom Reisegeschäft abgeschnitten sind die einstigen Reiseperlen am Roten Meer und in der Ägäis. Auch in Tunesien ist der Tourismus komplett zum Erliegen gekommen. In Ägypten gebe es inzwischen sogar richtige Geisterstädte, sagte Hotelplan-Chef Thomas Stirnimann (53) diese Woche in einem BLICK-Interview. Am Dienstag hat die Schweiz ihre Reisewarnung für die Türkei ein weiteres Mal angepasst. Darin schreibt das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA), dass gegenwärtig im ganzen Land mit Anschlägen zu rechnen sei.
Für die bereits vom starken Franken arg gebeutelte Schweizer Reisebranche sind das Bad News: Denn wer meint, nun kämen mehr Touristen in unser Land, hat sich getäuscht. Zwar ist die Schweiz eines der sichersten Reiseländer überhaupt. Doch die Folgen der jüngsten Terrorwelle werden auch hier spürbar. «Es wird sicher eine negative Auswirkung auf das Geschäft aus Asien haben», sagt Urs Kessler, Chef der Jungfraubahnen. Der Grund: Viele Touristen aus Asien kombinieren ihre Europareise mit einem Abstecher in die Schweiz.
Düster tönt es auch beim Verband der Schweizer Hotellerie: «Die Anschläge in Europa haben Auswirkung auf den Tourismus in der Schweiz», sagt Präsident Andreas Züllig (56). Zum laufenden Geschäftsjahr mag aber noch niemand eine Prognose abgeben. «Dazu ist es zu früh. Die Situation kann sich rasch ändern», sagt Tui-Chef Wittwer. Trotzdem: Die Vorzeichen stehen schlecht. Daran können auch Schweizer Gäste wenig ändern, die jetzt ihre Ferien im eigenen Land verbringen. l