Viele Beizer würden nichts lieber tun, als endlich wieder ihre Gäste zu bewirten. Auch deswegen steigt der Druck auf den Bundesrat, die Terrassen der Beizen, Restaurants und Cafés wieder zu öffnen. Zuletzt machte sich der Städteverband dafür stark. Der Präsident der Gesundheitsdirektoren, Lukas Engelberger (45), hat hier ebenfalls keine Bedenken mehr – sofern Abstandsregeln und Hygienemassnahmen eingehalten werden.
Bei so manchem Gastronomen gibt es allerdings ein grosses Aber: Eine alleinige Öffnung der Aussenflächen und der Terrassen rechnet sich nicht wirklich.
Öffnung bringt Gästen mehr als Wirten
«Eigentlich befürworte ich eine Öffnung der Terrassen», sagt Dirk Hany (37), Chef der Bar am Wasser am Stadthausquai in Zürich. Bediente Sonnenterrassen, das würde er der Bevölkerung und den Gastronomen gönnen. Die Leute ziehe es bei gutem Wetter sowieso in die Stadt und ans Seeufer. «Wer will, soll seine Aussenplätze wieder bedienen dürfen.»
Hany selbst – die Lage seiner Bar könnte nicht besser sein – würde seinen Aussenbereich aber trotz Aufhebung des Verbots nicht öffnen. Zwölf Tische mit je zwei Stühlen könnten er und sein Team draussen bedienen. Dafür müsste Hany sechs seiner zehn Festangestellten wieder aus der Kurzarbeit holen. Ist das Wetter nicht warm und trocken, rechnet sich das Geschäft für den Barkeeper nicht. «Ich habs schon 20-mal durchgerechnet. Ich würde rote Zahlen schreiben», sagt Hany.
Auf keinen Fall einen dritten Lockdown
So erginge es wohl den meisten Gastronomen. «Wenn der Bundesrat entscheidet, nur die Terrassen zu öffnen, müssen die staatlichen Entschädigungszahlungen unbedingt weiterlaufen», sagt Casimir Platzer (58), Präsident von Gastrosuisse. Die alleinige Öffnung der Aussenbereiche rechne sich nur für die wenigsten Gastrobetriebe. Doch auch deren wirtschaftlicher Erfolg sei abhängig vom Wetter. «Deshalb fordern wir nach wie vor die komplette Öffnung der Betriebe», sagt Platzer.
Barbesitzer Dirk Hany sieht das etwas anders. «Öffnen wir zu früh, ist eine dritte Welle zu befürchten, und es kommt zum nächsten Lockdown!», sagt er. Nochmals öffnen und dann wieder schliessen, das wäre das Schlimmste. «Nicht nur finanziell, auch moralisch», gibt Hany zu bedenken.
Jeder zweite Härtefall betrifft die Gastronomie
Immerhin: Die beantragten Corona-Härtefallgelder hat Hany gekriegt. In der Schweiz sind laut dem Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) bis Anfang April rund 1,6 Milliarden Franken an nicht rückzahlpflichtigen Zuschüssen ausgezahlt worden. Rund die Hälfte der Anträge stammte aus der Gastronomie. Insgesamt flossen 667 Millionen À-fonds-perdu-Franken an Gastrobetriebe, das sind 42 Prozent der Gesamtsumme.