Lange war unklar, wie viel die Schweizer Pensionskassen (PK) jährlich für die Verwaltung ihrer Vermögen ausgeben. Banken, Hedgefonds und Fondsverwalter rückten nicht freiwillig mit dieser Rechnung heraus.
Sie gaben immer nur die Nettorenditen bekannt. Also das, was übrig blieb, nachdem sie ihre Gebühren schon abgezwackt hatten. So blieb eine lange Liste von Gebühren unter dem Teppich: für Management, Performance, Depot, Verwaltung, Analyse, Service und, und, und.
Diese Intransparenz stiess den Versicherten immer schon sauer auf. In Zeiten von niedrigsten Zinsen wie jetzt wird die Geheimniskrämerei unerträglich. Die Gebühren können Rentnern Zehntausende von Franken vom Alterskapital wegnehmen.
Letztes Jahr machte die Oberaufsicht über die Pensionskassen den Banken und Fondsverwaltern endlich Beine. «Gebt die Zahlen raus oder landet auf einer schwarzen Liste!», gab sie den Finanzdienstleistern den Tarif durch.
Und tatsächlich: Dieses Jahr erscheinen diese Gebühren nun zum ersten Mal vollständig – in der Pensionskassen-Statistik für das Jahr 2013. Für jedermann einsehbar.
Die Zahlen haben politische Sprengkraft. Denn die Gebühren sind nun dreimal höher als im Vorjahr. 2012 gaben die PK noch 950 Millionen Franken für die Verwaltung der Gelder an. Das war noch die alte Welt.
«So transparent wie die Schweizer PK ist europaweit niemand»
Nun, nach neuer Berechnungsmethode, ist das Ergebnis schockierend: Sie sind dreimal höher. Drei Milliarden Franken jährlich wurden den Versicherten letztes Jahr abgeknöpft! Das entspricht 0,4 Prozent der gesamten PK-Vermögen.
Zur Kasse wurden vor allem Angestellte von Bund, Kantonen und Gemeinden gebeten. Ihnen belasteten die PK-Verwalter rund 800 Franken pro Kopf, wie der ehemalige Preisüberwacher-Experte Josef Hunkeler (67) aus der Statistik ausgegraben hat. Bei den PK der Privatwirtschaft mussten die Versicherten immer noch 500 Franken abliefern. Pro Jahr.
Dem PK-Experten Werner Hug (69) sind die Gebühren zu hoch. «Das zeigt, dass sich viele PK bisher nicht getrauten, den Banken das Messer an den Hals zu setzen.» Der Experte geht davon aus, dass halb so hohe Gebühren möglich sind: «Grössere PK schaffen das bereits heute.» Immerhin sind die Gebühren nun bekannt. Hug freut sich. «Der Wettbewerb verstärkt sich. Die PK werden professioneller. Ineffiziente Kassen werden sich sputen müssen.»
Die neuen Zahlen sind noch aus einem anderen Grund brisant. «So transparent wie die Schweizer PK ist europaweit niemand. Wir haben ein Beispiel gesetzt», sagt der St. Galler PK-Experte Ueli Mettler voller Stolz.
Hans Peter Konrad (56) vom PK-Verband Asip freut sich über die neue Kostentransparenz. «Wir begrüssen das.» Man betreibe viel Aufwand, um die Kosten möglichst offen darzulegen.
Mit ihrem Beispiel setzen die PK nun die Konkurrenz unter Druck. Bei den Lebensversicherungen, wo KMU sich voll versichern lassen können, sind die Gebühren hingegen nach wie vor verborgen. Über kurz oder lang werden sie nachziehen müssen.