Wegen möglichen Kartellverstössen hat die Weko eine Untersuchung gegen die Amag und weitere Autohändler von Marken des VW-Konzerns eröffnet. Gemäss der Meldung im Bundesblatt wurde die Untersuchung bereits am 26. Juni eröffnet.
Zu diesem Zeitpunkt wurde auch die Amag informiert, wie aus deren Stellungnahme ersichtlich wird. «Die Amag kooperiert voll und ganz mit den Behörden», schreibt das Unternehmen weiter. Mit Blick auf das laufende Verfahren könne man keine weiteren Angeben machen. Bis heute hätte man aber keine konkreten Anhaltspunkte zu einem möglichen Verstoss.
Es geht um Dienstautos für Behörden
Die beschuldigten Unternehmen sollen sich bei den Preisen von Offerten für Dienstautos für den Kanton Tessin und Tessiner Gemeinden abgesprochen haben, wie die Weko am Dienstag bekannt gab. Die verbotenen Preisabsprachen sollen in den Jahren 2012 bis 2014 stattgefunden haben.
Dafür habe die Weko Anhaltspunkte. In der Untersuchung werde nun geprüft, ob es diese verbotenen Preisabsprachen tatsächlich gegeben habe.
Umkämpfter Markt verhindere Absprachen
«Es gab kein Kartell», sagte Amag-Direktionsmitglied Oliviero Milani, der für den Tessiner Markt zuständig ist, im Gespräch mit AWP. «Wenn wir in einem so umkämpften Markt die Preise aufblasen würden, würden wir schnell von der Konkurrenz überholt. Wir sehen einem Abschluss der Untersuchung mit Gelassenheit entgegen, der unsere Unschuld ans Licht bringen wird.»
Die Volkswagen-Gruppe habe mit ihren Marken im Tessin einen Marktanteil von fast einem Drittel, sagte Milani: «Wir nehmen seit 1998 an Ausschreibungen der öffentlichen Hand teil und haben uns auch dieses Jahr beteiligt.»
Der Kanton habe sich immer sehr zufrieden mit der Qualität der Produkte des VW-Konzerns gezeigt. Milani betonte, dass man die Konzessionäre regelmässig auf die Illegalität jeglicher Preisabsprache hinweise.
Der Kanton Tessin selber wollte keine Stellungnahme abgeben. Dies lehnte ein Sprecher auf Anfrage ab.
Unklare Schadenhöhe
Von den möglichen Verstössen gegen das Kartellgesetz habe man erst unlängst erfahren, sagte Weko-Vizedirektor Patrik Ducrey auf Anfrage. Ob es eine Selbstanzeige der Amag wie in früheren Fällen gegeben habe, wollte er nicht bekannt geben.
Auch Angaben zur Höhe des möglichen Schadens für die Tessiner Behörden machte Ducrey nicht, der am 1. August vom Vize- zum neuen Direktor des Weko-Sekretariats aufsteigt. Welche Marken des VW-Konzerns betroffen seien, wollte der Wettbewerbshüter ebenfalls nicht sagen. Man stehe erst am Anfang der Untersuchung.
Innerhalb von 30 Tagen können sich Dritte am Verfahren beteiligen. Darunter fallen beispielsweise Personen, die durch die Preisabsprachen in der Ausübung oder der Aufnahme des Wettbewerbs behindert worden seien, hiess es weiter.
Frühere Verfahren laufen noch
Die jetzige Untersuchung ist nicht das erste Verfahren der Weko gegen die Amag. Die Autoimporteurin stand bereits mehrmals im Visier der Wettbewerbshüter.
Zwei Verfahren laufen noch: So vermutet die Weko, dass die Amag ihre Marktmacht missbraucht und freie Autohändler diskriminiert. Diese Vorabklärung wurde vor knapp vier Jahren eröffnet. Wann mit einem Abschluss des Verfahrens zu rechnen sei, wollte Ducrey nicht sagen.
Ebenfalls noch hängig ist ein Verfahren wegen Preisabsprachen von VW-Markenhändlern. Dieses liege immer noch vor dem Bundesverwaltungsgericht, sagte Ducrey. (SDA/jfr)