Wer soll für so etwas so viel Geld ausgeben? Die Antwort auf solche Fragen lautet oft: Das ist halt Kunst.
Der «gefährlichste Laptop der Welt», wie ihn das Fachportal «Inside-IT» nennt, kostet im Moment 1'200'749 US-Dollar. Das könnte sich aber jede Minute ändern, handelt es sich doch um eine Versteigerung. Sie dauert noch bis Montagabend.
Darum soll der Compi so gefährlich sein: Der chinesische Performance-Künstler Guo O Dong hat die sechs schädlichsten Schadprogramme der Internet-Geschichte gleichzeitig auf ein Samsung NC10-14GB Netbook geladen. Jahrgang 2008, Betriebssystem Windows XP.
95 Milliarden Dollar Schaden
Die Schadprogramme heissen ILOVEYOU, MyDoom, SoBig, WannaCry, Dark Tequila und Black Energy und haben zusammen seit der Jahrtausendwende weltweit 95 Milliarden Dollar Schaden angerichtet. Das ist ein Siebtel der jährlichen Wirtschaftleistung der Schweiz.
SoBig und MyDoom gelten zum Beispiel als die meistverbreiteten Computerwürmer aller Zeiten. 2003 und 2004 lösten sie auf befallenen Rechnern automatisch einen Massenversand von E-Mails mit infizierten Anhängen aus. Die Würmer und Trojaner zerstörten Hard- und Software, kopierten Dokumente und waren alleine für einen geschätzten Schaden von 75 Milliarden verantwortlich.
So steht es auf der Webseite «The Persistence of Chaos», auf der der chinesische Künstler den Millionen-Laptop versteigert.
Aufruf zum Schutz
Das jüngste der sechs installierten Schadprogramme ist Dark Tequila, das letztes Jahr vor allem in Mexiko und anderen lateinamerikanischen Ländern zuschlug. Über USB-Sticks verbreitet, verschaffte es den Hackern Zugriff auf Bankdaten- und Zugänge von Privatpersonen und Firmen.
Für Dong soll die Versteigerung Kritik an der heutigen Online-Kultur ausdrücken und auf die Gefahren von Schadprogrammen hinweisen. Dies gelte sowohl für Firmen als auch Privatpersonen, die sich besser schützen müssten.
Auf der Webseite überträgt Dong einen Livestream einer Kamera, die auf den Computer gerichtet ist. Er steht im Moment in New York (USA). Der Laptop ist von allen anderen Systemen isoliert, damit er keinen Schaden anrichten kann. Wer das Kleingeld für den Laptop aufbringen kann, muss sich verpflichten, diesen nur für akademische oder künstlerische Zwecke zu gebrauchen und die Viren auf keinen Fall weiter zu verbreiten. (kst)