Durch die Nullzinspolitik der Notenbanken seien den Sparern allein in den USA zwischen 2008 und 2013 Zinseinnahmen in der Höhe von 470 Milliarden Dollar entgangen, sagte Liès in der deutschen Wirtschaftszeitung vom Mittwoch. Die Geldpolitik habe einen Transfer von den Sparern hin zu den Kreditnehmern vorgenommen.
«Es ist gut, wenn diese schleichende Enteignung nun bald ein Ende hat und Vorsorgesparen wieder attraktiver wird», erklärte Liès. Er finde grundsätzlich, dass die Notenbanken wieder zu einer normalen Geldpolitik zurückkehren sollten: «Auch in Europa sollte die Nullzinspolitik zu einem baldigen Ende kommen.» Damit wolle er EZB-Chef Mario Draghi aber keinen Rat geben, fügte der Chef des Rückversicherers bei.
Die Hauptfrage sei, was nach dem ersten Zinsschritt in den USA in den nächsten zwölf Monaten geschehe. Entweder passiere nichts, oder der Schritt der US-Notenbank Fed sei der Beginn einer graduellen Normalisierung mit einer schrittweisen Erhöhung der Zinsen in den nächsten zwei bis drei Jahren.
«Ich bin der Meinung, dass jetzt der Moment gekommen ist, einen Normalisierungsprozess einzuleiten und nicht nur alle zwölf Monate die Zinsen ein bisschen zu erhöhen. Und das gilt auch für Europa. Denn die Nullzinsen sorgen für Verzerrungen», sagte Liès der Zeitung.
Im Geschäft mit der Abwicklung von Altbeständen im Lebensversicherungsgeschäft sieht Swiss Re ein gutes Rendite-Potential, erklärte der Konzernchef weiter.
«Ich bin fest davon überzeugt, dass unser Geschäft mit Lebensversicherungen fast schon vor goldenen Zeiten steht.» Dass Swiss Re direkt ins Endkundengeschäft einsteigt, schliesst Liès indes aus: «Wir werden nie in den Privatkundenmarkt direkt einsteigen.»
Auf die Frage, ob Swiss Re «prinzipiell Interesse» hätte an internationalen Lebensversicherungsbeständen der deutschen Allianz-Versicherung, welche diese unter Umständen verkaufen wolle, sagte Liès: «Natürlich».