Die Experten des Rückversicherers Swiss Re gehen davon aus, dass nur ein Viertel der Hochwasserrisiken versichert sind.
Im letzten Jahr hatten Katastrophen laut der am Mittwoch veröffentlichten Sigma-Studie des Swiss Re Institute wirtschaftliche Schäden in Höhe von 280 Milliarden US-Dollar ausgelöst nach 217 Milliarden im Jahr 2020. Davon waren 119 (Vorjahr: 99) Milliarden versichert. Im Dezember hatte das Institut die Katastrophenkosten für die Versicherer noch auf 112 Milliarden geschätzt.
Mit 111 Milliarden Dollar ging das Gros der versicherten Schäden auf das Konto von Naturkatastrophen. Das sei die vierthöchste Summe seit Beginn der Sigma-Aufzeichnungen und sie liege um 32 Milliarden über dem zehnjährigen Durchschnitt, schreibt die Swiss Re. Damit setze sich der langfristige Trend mit einem durchschnittlichen Wachstum der versicherten Schäden von 5 bis 7 Prozent fort.
Die schwerste Katastrophe war im vergangenen Jahr der US-Hurrikan «Ida». Ein Grossteil der Schäden sei aber auf mehrere sogenannte sekundäre Naturgefahren wie Dürre, Feuer, Hagel oder Überschwemmungen zurückzuführen. In Europa stiegen die Überschwemmungen vom letzten Juli zur teuersten Naturkatastrophe in der Region auf.
Das Hochwasserrisiko habe in den letzten Jahren weiter zugenommen und sei grösstenteils nicht versichert, heisst es weiter. 2021 haben Überschwemmungen laut der Sigma-Studie rund um den Globus wirtschaftliche Schäden von 82 Milliarden Dollar verursacht, wovon nur etwas mehr als 20 Milliarden versichert waren.
Das deutet auf eine sehr grosse Deckungslücke hin, von der ärmere Länder stärker betroffen sind. In den letzten zehn Jahren seien in den Schwellenländern nur 5 Prozent und in den Industrieländern immerhin 34 Prozent der schweren Hochwasserschäden versichert gewesen, so die Swiss Re.
Ausserdem waren Überschwemmungen laut Swiss Re für mehr als einen Drittel aller Todesfälle durch Naturkatastrophen verantwortlich.
Fast ein Drittel der Weltbevölkerung sei von Überschwemmungen betroffen und im vergangenen Jahr habe es mehr als 50 schwere Hochwasserereignisse gegeben, wird Martin Bertogg, bei der Swiss Re für das Thema Katastrophen zuständig, in der Mitteilung zitiert. Angesichts des Ausmasses an Verwüstungen geniesse das Hochwasserrisiko etwa bei der Risikoprüfung zu wenig Aufmerksamkeit.
Die Swiss Re rechnet mit einer Zunahme von Überschwemmungen und ihren Folgeschäden. Grund dafür seien nicht nur Klimawandel, sondern auch das Bevölkerungswachstum sowie die Anhäufung von wirtschaftlichem Wohlstand in gefährdeten Gebieten. Im ersten Quartal 2022 hätten dies die schweren Überschwemmungen in Australien bereits unter Beweis gestellt.
(SDA)