Versicherungen
China übernimmt Kontrolle bei Versicherungsriesen Anbang

Peking – Chinas Behörden greifen beim angeschlagenen Versicherungsriesen Anbang durch. Die Behörde wird für mindestens ein Jahr die Kontrolle beim drittgrössten Versicherer des Landes übernehmen.
Publiziert: 23.02.2018 um 09:52 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 14:05 Uhr
Aus Sorge um den Finanzsektor: Der chinesische Staat kontrolliert nun den Versicherungskonzern Anbang.
Foto: Keystone/AP/MARK SCHIEFELBEIN

Zudem werde gegen den im vergangenen Sommer abgetretenen Firmenchef Wu Xiaohui wegen des Verdachts auf «Wirtschaftsverbrechen»​ermittelt, teilte die staatliche Versicherungsaufsicht CIRC am Freitag mit. Bei der Massnahme handle es sich nicht um eine Verstaatlichung. Die Übernahme der Geschäftsführung soll laut CIRC sicherstellen, dass Kunden vor «rechtswidrigen Praktiken»​geschützt werden.

Anbang habe möglicherweise gegen Regeln verstossen, die die Zahlungsfähigkeit des Konzerns und Rückzahlung von Schulden gefährden könnten​. Wu Xiaohui werde beschuldigt, die «Gelder anderer» genommen und «unsachgemäss» verwendet zu haben, teilte die Staatsanwaltschaft in Shanghai mit.

Die Anbang-Gruppe, die 2004 in der ostchinesischen Stadt Ningbo als Autoversicherer gegründet wurde und seitdem mit Vermögenswerten von über 300 Milliarden Dollar rasant gewachsen ist, steht schon länger wegen seiner undurchsichtigen Finanzen und Firmenstruktur in der Kritik.

So berichtete das bekannte chinesische Wirtschaftsmagazin «Caixin» vor Monaten, dass der Konzern Versicherungsprämien seiner Kunden illegal für Zukäufe im Ausland genutzt habe. Eine Anschuldigung, die Anbang zurückwies.

Seit 2014 befindet sich das Versicherungsunternehmen auf einer beispiellosen Einkaufstour im Ausland, wo es seitdem über 15 Milliarden Dollar für Übernahmen ausgab. Darunter auch 1,9 Milliarden Dollar für das legendäre Waldorf Astoria Hotel in New York. Zwischenzeitlich galt der Konzern auch als Interessent für die HSH Nordbank.

Lange schaute die Regierung in Peking bereitwillig solchen Kauforgien chinesischer Konzerne im Ausland zu und pumpte in einigen Fällen über die Staatsbanken sogar neue Milliarden nach. Doch damit ist nun Schluss. Peking will, dass sich die heimischen Firmen bei Übernahmen auf ausländische Hochtechnologie konzentrieren, womit die industrielle Modernisierung des Landes vorangetrieben werden soll.

Konzernen, die sich in erster Linie für Immobilien und Finanzbeteiligungen interessieren, wird dagegen rigoros der Geldhahn zugedreht. Auch die zuvor oft laschen Kontrollen der Finanzaufsicht wurden deutlich verschärft.

In schwierige Fahrwasser geraten ist nicht nur Anbang, sondern auch der Immobiliengigant Wanda, der sich zur Begleichung seiner hohen Verbindlichkeiten von zahlreichen Einkaufszentren und Vergnügungsparks trennen musste.

Düster sieht es auch beim Mischkonzern HNA aus, der in den vergangenen drei Jahren weltweit Unternehmensanteile im Wert von mehr als 30 Milliarden Euro kaufte. In der Schweiz schluckte der Konzern etwa den Flugzeugcaterer Gategroup sowie den Flugzeug- und Flughafendienstleister Swissport. Zudem hält HNA einen Anteil an der Deutschen Bank und an der Hotelkette Hilton.

Am defizitären Lokalflughafen Frankfurt-Hahn sicherte sich HNA-Chef Chen Feng für 15 Millionen Euro 82,5 Prozent. Nun wird jedoch immer deutlicher, dass sich das Unternehmen von der südchinesischen Tropeninsel Hainan ebenfalls übernommen hat.​

Inzwischen sind mindestens sieben Beteiligungen von HNA an der Hongkonger Börse vom Handel ausgesetzt. Auch Fluglinien, die zum Konzern gehören, konnten Gebühren für geleaste Maschinen nicht pünktlich begleichen. Und dann machten auch noch Berichte von einem Liquiditätsengpass die Runde. Laut der Finanzagentur Bloomberg muss der Konzern allein bis Ende März rund zehn Milliarden Dollar an Schulden begleichen.

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