Das geht aus einer Untersuchung hervor, die die Munich Re am Donnerstag in München veröffentlichte. Zu einer ähnlichen Zahl war der Schweizer Rückversicherer Swiss Re in seinen Schätzungen Mitte Dezember gekommen. In seiner Sigma-Statistik waren die versicherten Schäden jedoch mit 136 Milliarden Dollar der dritthöchste Wert.
Hauptursache für die teuren Schäden war die Serie schwerer Wirbelstürme, die im vergangenen Herbst die Karibik und die US-Ostküste traf.
Naturkatastrophen grösste Schadensverursacher
Ungewöhnlich hoch war 2017 der Anteil der versicherten Schäden: 41 Prozent des Gesamtschadens aus Naturkatastrophen mussten die Versicherer begleichen, weil die Hurrikane über Regionen mit einer hohen Versicherungsdichte niedergingen und nicht in Asien und Afrika, wo die Münchener Rück weiterhin grosse Lücken sieht. Im langjährigen Durchschnitt sind nur gut ein Viertel der Schäden versichert.
Insgesamt verursachten Stürme, Erdbeben und Überschwemmungen 2017 einen Schaden von 330 Milliarden Dollar. Das war die zweithöchste seit Beginn der Aufzeichnungen 1970 registrierte Summe. Das bisher schadenträchtigste Jahr war 2011 mit dem Tsunami und der folgenden Atomkatastrophe im japanischen Fukushima, die - zu heutigen Werten - zusammen 354 Milliarden Dollar kosteten.
Neue Schadenshöhen wegen Klimawandel
Man werde sich an derartige Grössenordnungen gewöhnen müssen, sagte Münchener-Rück-Experte Ernst Rauch der Nachrichtenagentur Reuters. «Denn 2017 ist kein Ausreisser. Wir haben eine neue Normalität.»
Die Klima-Fachleute des weltgrössten Rückversicherers sehen in den Naturkatastrophen-Daten der vergangenen Jahrzehnte zwar keinen Beweis, aber doch starke Indizien für die Auswirkungen des Klimawandels.
Ungewöhnlich hohe Naturkatastrophenschäden häufen sich. In den historischen Daten der Münchner Rück gibt es nur drei Jahre, in denen die versicherten Schäden inflationsbereinigt mit über 100 Milliarden Dollar zu Buche schlugen - und diese sämtlich innerhalb der vergangenen 13 Jahre.
«Vor 2005 gab es kein Jahr, in dem wir auch nur annähernd an hundert Milliarden herangekommen wären», sagte Munich Re-Klimaexperte und Geophysiker Rauch.
Es gibt allerdings auch einen Lichtblick: Mit 10'000 Toten verursachten Erdbeben, Stürme und Fluten 2017 deutlich weniger Opfer als im langjährigen Durchschnitt. «Die Opferzahlen sind seit 20 bis 30 Jahren rückläufig - von Ausnahmen wie dem Tsunami 2004 abgesehen», erläuterte Rauch.
So kosteten etwa die regelmässigen Überschwemmungen in Bangladesh heute viel weniger Menschenleben als früher. Das liege daran, dass sich inzwischen auch Entwicklungsländer und internationale Organisationen um die Prävention von Schäden kümmerten - von Frühwarnsystemen für die Bevölkerung bis zu einer veränderten Bauweise von Häusern. «Das ist eine Erfolgsgeschichte.»