Verseuchte Blutdrucksenker
14'000 Schweizer erhielten krebserregende Tabletten

Mitte Juli machte die Schweizer Heilmittelbehörde Swissmedic den Rückruf publik. Jetzt ist die Zahl der Betroffenen bekannt, die die Risiko-Tabletten zur Blutdrucksenkung bekommen haben.
Publiziert: 19.08.2018 um 10:23 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2018 um 20:25 Uhr
Weil sie möglicherweise mit einer krebserregenden Substanz verunreinigt sind, rufen vier Schweizer Firmen valsartanhaltige Arzneimittel vorsorglich zurück.
Foto: KEYSTONE/CHRISTIAN BEUTLER / CHRISTIAN BEUTLER

Mitte Juli wurde der Rückruf zahlreicher Blutdrucksenker in der Schweiz bekannt. Die Tabletten namhafter Hersteller wie Mepha, Spirig, Axapharm und Helvepharm enthalten den Wirkstoff Valsartan

Dieser stammt vom Zulieferer Zhejiang Huahai aus China. Grund für den europaweiten Rückruf: die Medikamente mit dem Wirkstoff Valsartan waren teilweise hoch verunreinigt mit einem krebserregenden Stoff. 

Nun zeigt sich: Rund 14'000 Patienten sind laut einer Meldung der «NZZ am Sonntag» von den Verunreinigungen von Medikamenten mit Valsartan betroffen gewesen. Die Zeitung beruft sich auf Berechnungen des Branchenverbands Intergenerika.

Rücksprache mit Arzt nehmen

Der unlängst erfolgte Rückruf von schädlichen Tabletten sei zudem nicht direkt an die Patienten, sondern nur über Ärzte und Apotheken, erfolgt, weil die Heilmittelaufsicht Swissmedic vermeiden wollte, dass Patienten ohne Rücksprache mit ihrem Arzt die Therapie abrupt abbrechen.

Recherchen zeigten nun, dass Inspektoren der amerikanischen Aufsichtsbehörde für Medikamente FDA diesen Lieferanten wegen lascher Qualitätssicherung bereits 2016 und 2017 scharf gerügt hätten.

Rund 16 Prozent der erwachsenen Schweizer Wohnbevölkerung kämpfen gegen hohen Blutdruck. Sie nehmen teilweise über Jahre und Jahrzehnte täglich Blutdrucksenker. Die Liste der vom Rückruf betroffenen Medikamente findet sich auf der Swissmedic-Website. (uro)

«Krebsrisiko für Männer: 50 Prozent»

SonntagsBlick: Herr Cerny, spezielle Krebsmedikamente haben horrende Preise – und werden noch teurer.
Thomas
Cerny: Meist sind diese Preise zehn- bis 20-mal höher als jene vergleichbarer Präparate vor 20 Jahren. Das ist reine Gewinnmaximierung. In den USA orientiert man sich nicht primär am Aufwand für Forschung und Herstellung oder an der effektiven Marktgrösse. Länder wie die Schweiz müssen dann nachziehen. Als klinischer Forscher weiss ich, wie teuer die Entwicklung neuer Medikamente ist: Die Preise sind völlig davon entkoppelt.

Neue Medikamente geben Krebspatienten eine erhöhte Lebenserwartung, manche werden sogar völlig geheilt.
Das liegt auch an einer früheren und präziseren Diagnostik. Oft entfalten die neuen Medikamente ihre Wirkung erst in Kombination mit bestehenden Therapien. Und da wir immer älter werden, gibt es auch mehr Krebskranke: Jeder zweite Mann wird in seinem Leben die Diagnose Krebs erhalten.

Indien bricht das Patentrecht und stellt solche Medikamente viel günstiger selbst her. Eine Möglichkeit für die Schweiz?
Nicht nur in der Dritten Welt können sich Patienten keine teuren Behandlungen leisten. Prämien, Franchisen und Selbstbehalte übersteigen auch in der Schweiz die Möglichkeiten vieler. Heilung von lebensbedrohlichen Krankheiten nur für Reiche? Das verstösst gegen unsere Verfassung. Die Politik muss hier dringend intervenieren.

Das Bundesamt für Gesundheit verfügte wiederholt Preis­senkungen. Genügt das?
Die Richtung stimmt, doch der Erfolg ist sehr bescheiden. Die meisten Preise wurden nur gering korrigiert. Der Druck der Pharmaindustrie ist zu hoch. Interview: Cyrill Pinto

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Thomas
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Indien bricht das Patentrecht und stellt solche Medikamente viel günstiger selbst her. Eine Möglichkeit für die Schweiz?
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