Wenn man Michele Matt von MyCamper zuhört, dann könnte man meinen, Corona befeuere die Lust aufs Campen. «Seit Corona wollen die Leute wieder Ferien in Europa, Back-to-the-roots und Nachhaltigkeit», so der Gründer der Camping-Plattform, auf der man Wohnwagen und Campingbusse mieten kann.
Diese These nehmen ihm offensichtlich auch die Investoren ab. Das Start-up hat in der jüngsten Sammelrunde 1,1 Millionen Franken zusammengebracht. Laut «Handelszeitung» investierten unter anderem die Schweizer Business Angels und ein Family-Office aus Deutschland in das Unternehmen.
Ab dem 8. Juni geht das Campen wieder los
Der Corona-Nachhaltigkeit-Effekt lässt allerdings noch auf sich warten. Seit dem Ausbruch der Krise ist die Nachfrage nach den Fahrzeugen erst mal um 60 Prozent eingebrochen. Aber nun soll laut Matt die «starke Erholung» kommen.
«Wir sehen viele Anfragen für die Sommer und Herbstmonate», sagt er. «Die Kunden rechnen mit einer definitiven Öffnung der Campingplätze in der Schweiz ab 8. Juni. Aber für Mai und Juni werden Wohnmobile angefragt. Die Leute gehen dann auf alternative Plätze oder campen wild», so Matt. Vor allem Paare zwischen 30 und 45 Jahren und junge Familien interessieren sich für das Mieten der Wohnmobile, so Matt.
Schweden ist wie die Schweiz, nur grösser
Die Angebote für einen Wagen starten ab 25 Franken pro Nacht. Dafür bekommt man einen Wohnwagen-Anhänger mit drei Schlafplätzen. Die Luxus-Variante gibt es für 300 Franken pro Nacht mit vier Schlafplätzen und allen Camping-Schikanen.
Nun will Matt und sein 11-köpfiges Team auch Skandinavien erobern. Dabei gebe es viele Parallelen zu der Schweiz. Ähnliche Kaufkraft, Naturverbundenheit, kaum Konkurrenz und lockere Camping-Regeln dank des Jedermannsrechts (allemansrätt): In Schweden dürfen sich alle in der freien Natur aufhalten und campieren. «Nach unseren Berechnungen beträgt das Marktvolumen bei der Vermietung in der Schweiz rund 80 bis 100 Millionen Franken pro Jahr», so Matt. «Schweden ist viermal so gross.»
Auf Expansionskurs
Insgesamt hat das 2015 gegründete Start-up bereits 1,8 Millionen Franken an Investorengeldern gesammelt. Schweizweit erreichte das Unternehmen vor allem deswegen Bekanntheit, weil es im letzten Sommer in der TV-Serie «Die Höhle der Löwen» mitgemacht hat. Weitere Ziele des Start-ups: Osteuropa, aber auch China und Nordkorea.
Die nun 1,1 Millionen werden dem Unternehmen bis Ende 2021 reichen. Aber wegen Corona und dem schwachen Wachstum verschiebt sich der Zeitpunkt der Profitabilität um sechs bis neuen Monate nach hinten. «Wir rechnen mit einem Break-even gegen 2023», so Matt. «Vielleicht auch erst 2024, das kommt darauf an, in welche Länder wir noch expandieren werden.»