Kein Chef, keine fixen Arbeitszeiten, volle Leidenschaft! Darauf freuen sich Jungunternehmer, wenn sie ihre eigene Firma gründen. Und das liegt im Trend. In der Schweiz nimmt die Zahl der Jungfirmen seit Jahren zu. Das bestätigen die letzten verfügbaren Zahlen vom Bund. 2016 haben 39125 Buden eröffnet, fünf Prozent mehr als noch 2013.
Eine schöne Entwicklung. Gerne geht aber vergessen, dass es schnell auch den umgekehrten Weg gehen kann. 2014 wurden beispielsweise 34052 Firmen wieder aufgelöst. Sei es, weil sie in Konkurs gegangen sind. Oder weil ihre Besitzer sie freiwillig liquidiert haben.
«Die Leidenschaft für die Geschäftsidee muss da sein. Aber es gibt schon noch ein paar wichtige Punkte, die man beachten sollte, bevor man eine Firma gründet», sagt Simon Tellenbach, Mitglied der Geschäftsleitung beim Vermögenszentrum (VZ). Dieses hat in einer Studie aufgearbeitet, warum Schweizer Start-ups ins Leben rufen. Und warum die wieder hops-gehen. Die Untersuchung liegt SonntagsBlick exklusiv vor. «Wir begleiten jährlich mehrere Hundert Personen in die Selbständigkeit. Wir verfolgen die Schicksale und stellen auch fest, warum gewisse Unternehmer scheitern», so Tellenbach. Laut der Studie unterschätzen die Gründer drei Faktoren.
Lohn kann über Jahre unter den Erwartungen liegen
Erstens: den Stress! Viele vergessen ob ihrer Geschäftsidee, wie viel der ganze administrative Kram zu tun gibt. «Buchhaltung, Sozialversicherungen, Jahresabschluss oder beispielsweise die Steuer- erklärung. Das ist nicht spannend, muss aber auch gemacht sein», sagt VZ-Kader Tellenbach. Er empfiehlt deshalb: sich von Anfang an einen Partner suchen, der einen unterstützt.
Zweitens: der tiefe Lohn! Selfmade-Millionäre und schwindelerregende Finanzierungsrunden verzerren das Bild der Start-up-Welt. Wer eine eigene Firma gründet, muss erst mal untendurch. «Viele Gründer stellen keinen realistischen Businessplan auf», sagt Tellenbach. Sie seien zu optimistisch, was die Kundengewinnung angeht. Die Realität sieht oft anders aus, der Lohn kann über Jahre unter den Erwartungen liegen.»
Oft wieder Job als normale Angestellte
Und drittens: die persönliche Haftung! «Bei über 50 Prozent aller Firmengründungen handelt es sich um Einzelfirmen», stellt Tellenbach erstaunt fest. Klar, das ist einfach. Aber wenn etwas schiefgeht, wirds teuer! Bei einem Konkurs stehen Gründer mit ihrem gesamten Geschäfts- und Privatvermögen gerade. Viele beenden das Abenteuer Selbständigkeit deshalb lieber früher als später. Hätten sie sich schon zu Beginn Gedanken über die Organisationsform gemacht – also etwa über eine GmbH oder eine AG –, dann hätten sie sich den Stress ersparen können.
Gescheiterte Unternehmensgründer suchen sich übrigens oft wieder einen Job als normale Angestellte. Schade um ihre gute Geschäftsidee!