Und im laufenden Jahr erwartet die Branche, wieder drei Viertel des Umsatzes eines normalen Jahres vor der Pandemie zu erreichen, wie der Schweizer Reise-Verband (SRV) am Donnerstag vor den Medien in Zürich mitteilte. Allerdings nur, wenn «die Zukunft nicht mit negativen Überraschungen aufwartet».
2022 rechnen die Reisebüros wieder damit, 76 Prozent des Umsatz von 2019 zu erzielen, wie aus einer Befragung des SRV in Zusammenarbeit mit der Universität St. Gallen hervorgeht. Im nächsten Jahr soll das Geschäftsvolumen dann 88 Prozent erreichen.
Zwar laufe das Europa-Geschäft teilweise besser als vor der Pandemie, erklärte SRV-Geschäftsführer Walter Kunz. Im Sommer gab es einen Buchungsboom. Aber das könne das das fehlende Fernreisegeschäft nicht kompensieren, wo die Umsätze und Margen viel höher seien.
Die Buchungen für Asien-Reisen würden zwar anziehen, seien aber bei weitem noch nicht auf dem Stand vor der Krise, sagte Kunz. Das gleiche gelte für Afrika. «Die Leute sind zurückhaltender.»
«Immerhin: Ein Silberstreifen am Horizont ist nun deutlich sichtbar», schrieb der SRV. Der Stimmungsindex für die nahe Zukunft sei bei allen Indikatoren wie Dossiergrösse, Preise oder Margen so hoch wie nie zuvor. Das überrasche nicht: «Die Branche erholt sich gerade von der wohl schlimmsten Krise seit dem Zweiten Weltkrieg.»
Im vergangenen Jahr musste sie allerdings nochmals einen leichten Rückgang des Durchschnittsumsatzes pro Reisebüro um 1,9 Prozent auf 1,04 Millionen Franken hinnehmen. Damit hat ein Reisebüro weiterhin fast 70 Prozent weniger Umsatz als vor der Pandemie gemacht. Dabei haben sich die grösseren Reisebüros besser geschlagen als die kleineren.
Fortschritte gab es dagegen bei der Profitabilität. So verschlangen die Personalkosten «nur» noch 89 Prozent des Bruttoertrags. Im Vorjahr hatte der Bruttoertrag nicht mal die Löhne decken können.
Im Mittel sei es gelungen, die Verluste zu verringern. Die Nettorendite erreichte 0 Prozent nach dem Minus von 3 Prozent im Jahr 2020. Dies sei allerdings nur dank dem Stellenabbau und der staatlichen Unterstützung durch Kurzarbeitsentschädigung gelungen, hiess es.
Die Branche hat in der Krise weit über 1000 Vollzeitstellen gestrichen, um zu sparen. Nun hat sie zu wenige Mitarbeiter, um die steigenden Buchungen zu bewältigen. Der Arbeitsmarkt sei ausgetrocknet, sagte Kunz. Man sei ja nicht die einzige Branche, die Leute suche.
Es sei ein Fehler gewesen, so viele Stellen abzubauen, sagte Kunz: «Es gibt Reisebüros, die zugeben, zu viele Leute entlassen zu haben.»
(SDA)