Verkaufen Reiseberaterinnen bald Handy-Abos?
Salt zieht in Hotelplan-Filialen ein

Not macht erfinderisch. Dieses Motto gilt offenbar bei Hotelplan. Die Reisetochter der Migros stellt Telekom-Verkäuferin Salt Verkaufsfläche in ihren Filialen zur Verfügung. Das steckt hinter den Plänen.
Publiziert: 18.05.2021 um 01:46 Uhr
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Aktualisiert: 18.05.2021 um 08:32 Uhr
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Hotelplan Group-Chefin Laura Meyer ...
Foto: Philippe Rossier
Ulrich Rotzinger

Sie können gut miteinander, kennen sich schon seit Jahren: Laura Meyer (40), Chefin der Hotelplan Group, und Pascal Grieder (43), Chef von Salt. Privat haben sie das Heu auf der gleichen Bühne, geschäftlich wollen es die befreundeten Top-Manager nun ebenfalls versuchen. Und zwar mit Doppelfilialen: halb Telekom-Shop, halb Reisebüro.

Hierzu stellt die Migros-Reisetochter ihr Filialnetz zur Verfügung. Der Telekom-Anbieter zieht als Untermieter bei Hotelplan ein. «Die Verträge für zwei erste Doppelfilialen sind unter Dach und Fach», bestätigt Hotelplan Informationen von Blick. Die erste eröffnet nach einem Umbau bereits am 20. Mai in Olten SO, die andere am 10. Juni in Stans NW.

Gegenseitiger Traffic

Die Zusammenarbeit der branchenfremden Firmen erstaunt: Der Verkauf von Handy-Abos und Telekomverträgen ist nicht unbedingt dasselbe wie der Verkauf von Reisen und Beratung bei komplizierten Buchungen. Vorderhand sind die lästigen Roamingkosten bei Auslandaufenthalten wohl das Einzige, was Kundinnen und Kunden der beiden Unternehmen auf den ersten Blick miteinander verbindet.

Zunächst arbeiten Hotelplan- und Salt-Angestellte Seite an Seite, jeweils auf eigenem Terrain in den beiden Filialen. «Wir bringen uns gegenseitig Traffic und können so natürlich einen Standort zu geringeren Kosten weiter betreiben», sagt Hotelplan-Group-Chefin Meyer zu Blick.

Handy-Abo für Dubai

Synergien könnten künftig so aussehen: Ein Ehepaar bucht drei Wochen Dubai. Weil es dann vielleicht ein spezielles Handy-Abo benötigt, weist die Reiseverkäuferin auf Angebote hin, über die der Salt-Verkäufer am Pult neben ihr besser Bescheid weiss. «Durch solche Kooperationen bekommt Salt Zugang zu Top-Standorten, was uns näher an unsere Kunden bringt und uns erlaubt, sie somit noch besser bedienen zu können», sagt eine Salt-Sprecherin. Es komme durch das Konzept nicht zum Abbau von Verkaufsstellen.

Der Vorteil für Hotelplan liegt auf der Hand. Manche Filialen sind überdimensioniert für den heutigen Bedarf. Grosse Katalogwände braucht im digitalen Zeitalter kaum einer mehr. Zudem muss die Chefin der Migros-Tochter an den Sparschrauben drehen, weil die Corona-Krise den Reisetourismus abgewürgt hat und die Kundschaft ausbleibt.

«Ich möchte nicht ausschliessen, dass wir die eine oder andere Filiale doch noch schliessen müssen», sagte Meyer im Interview mit Blick Mitte April.

Geschäftsmodell mit Zukunft

Sind Doppelfilialen mit externen Partnerfirmen das Rezept in der Krise? Zu weiteren Plänen mit den insgesamt 81 Schweizer Hotelplan-Filialen will Meyer nichts sagen. «Wir sind aber überzeugt, dass dieses Geschäftsmodell Zukunft hat und schliessen weitere Doppelfilialen nicht aus, vielleicht auch mit anderen Partnern», sagt die Hotelplan-Chefin. Die Salt-Sprecherin ergänzt: «Sollte die Kooperation erfolgreich sein, können wir uns durchaus vorstellen, weitere Shop-in-Shops zusammen mit Hotelplan zu führen.»

Ein weiterer Partner liegt bei Hotelplan auf der Hand: Besitzerin Migros. Vielleicht gibt es bald schon Take-away-Brötli und Kaffee aus der Migros-Gastronomie für die Reiselustigen?

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