Verkauf der Stromnetzsparte an die japanische Hitachi hat ein Beben ausgelöst
ABB-Management verunsichert Mitarbeiter

Unter dem kryptischen Namen Jewel macht sich die ABB daran, eine Kerndivision auszugliedern. Zusätzlich besorgt eine massive Umstrukturierung die Angestellten. Immerhin: Aktionäre können sich über Ausschüttungen in Milliardenhöhe freuen.
Publiziert: 04.02.2019 um 12:17 Uhr
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Der ABB-Chef Ulrich Spiesshofer nimmt im Dezember Stellung zum Verkauf von 80 Prozent der Stromnetzsparte.
Foto: Keystone
Stefan Barmettler («Handelszeitung»)

Die Fantasie für wohlklingende Programm-Namen scheint Ulrich Spiesshofer (54) nicht auszugehen. Mal sprach der ABB-Chef von der «Next-level Strategy», dann von «Unlocking Values» und von «Shaping a Leader».

Ein nächstes Projekt trägt ebenfalls einen hochtrabenden Namen. Es heisst «Jewel». Doch sein funkelnder Edelstein – er steht für den Verkauf der Kerndivision Stromnetz – löst intern wenig Begeisterung aus. Im Gegenteil: Der Verkauf der Stromnetzsparte an die japanische Hitachi hat ein Beben ausgelöst.

Ausschüttungen und Einstellungsstopp 

Den Aktionären bringt der Deal zwar eine Ausschüttung in Milliardenhöhe, doch der Belegschaft in der Schweiz jagt das Juwel die Angst in die Knochen. Derzeit ist man daran, die Stromnetzsparte, die bei ABB Schweiz prominent vertreten ist, auszugliedern.

Zweite Quelle der Unsicherheit ist die Neusortierung der vier ABB-Divisionen und die Auflösung der alten Matrix-Organisation. Das hat gravierende Folgen auch für die Schweiz. ABB Schweiz wird faktisch aufgelöst und die Mitarbeiter entweder zu Hitachi verschoben oder auf die vier Divisionen verteilt.

Hoffnungen der Mitarbeiter

Jeder hofft, dass er im neuen Konstrukt unterkommt. «Derzeit führen wir eine detaillierte Ressourcen-Analyse durch und im Zuge der Vereinfachung der Strukturen werden die Führungsfunktionen der Länder in die Geschäftseinheiten integriert», sagt ABB-Sprecher Daniel Smith. Dazu hat ABB eine Stellenbörse eingeführt, zudem wurde ein Einstellungsstopp verhängt. Zusätzlich werden Weiterbildungsmassnahmen angeboten. 

Heiss sind die Bürostühle im Hauptquartier in Zürich-Oerlikon, wo 660 Leute beschäftigt sind. Glücklich ist, erzählt ein Mitarbeiter, wer sich in eine der Divisionen absetzen kann. Diese werden in weitgehende Unabhängigkeit entlassen und bauen eigene Zentrumsfunktionen auf.

Grosse Vorhaben

Bis 2021 soll die neue Organisationsstruktur schrittweise eingeführt worden sein. Leiter dieses Kraftakts ist Daniel Helmig, Chef von Quality & Operations. Er ist seit zehn Jahren bei ABB und verdiente seine Sporen beim Autobauer Ford ab.

Was seine Arbeit noch komplexer macht: ABB hat 2017 das Industrie-Servicegeschäft von General Electric übernommen und ist seither daran, den Milliardenzukauf zu verdauen. Über diese Integration wird nun das Ausgliederungsprojekt Jewel und die Neuausrichtung der vier Divisionen gelegt. Spiesshofer hat Grosses vor: Technologieführer für die digitale Industrie will er werden.

Artikel aus der «Handelszeitung»

Dieser Artikel wurde in der «Handelszeitung» veröffentlicht. Weitere spannende Artikel finden Sie unter www.handelszeitung.ch.

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