Verkäufer warnt nach schlechter Ernte vor Bschiss
Viele Marroni sind mindere Kastanien

Die Marroni-Ernte fällt dieses Jahr mickrig aus. Die Preise schiessen in die Höhe, Marroni-Verkäufer weichen auf Kastanien aus. Vor ihren Kunden halten sie das oft geheim.
Publiziert: 15.11.2019 um 21:09 Uhr
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Aktualisiert: 19.11.2019 um 08:44 Uhr
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Marroni werden im Einkauf teurer. Im Vergleich zum letzten Jahr sind die Preise um etwa zehn Prozent gestiegen.
Foto: picture alliance / Bildagentur-o
Livia Fischer

Wer feine Marroni will, muss dieses Jahr tiefer in die Tasche greifen. Ein 100-Gramm-Säckli – die kleinste Portion – kostet im Schnitt vier Franken! «Die Preise sind berechtigt», wehrt sich Renzo Strazzini (48) von der Gysi & Strazzini AG. Er beliefert 60 Prozent aller Schweizer Marronistände mit seiner Ware aus Italien. Einige seiner Abnehmer klagen: Marroni werden im Einkauf immer teurer. Zahlen will Strazzini keine nennen.

Verglichen mit letztem Jahr spricht ein Marroniverkäufer von einem Zuschlag von zehn Prozent. Auch Irmgard Ambühl (62) aus Luzern kennt das Problem. Die letzten Jahre zahlte sie immer drauf, verrechnete den Preisanstieg ihren Kunden nicht – diese Saison hat sie die Standpreise erhöht. 150 Gramm Marroni gab es bei ihr früher für einen Fünfliber, jetzt zahlt der Kunde 5.50 Franken.

Gallwespe macht Marroni-Bäume krank

Die Ernte ist dieses Jahr qualitativ zwar gut, fällt aber mickrig aus. Bäume in der Toskana werfen lediglich bis zu 30 Prozent des üblichen Ertrags ab. Im Piemont ist es knapp die Hälfte und in Teano nahe Neapel gar nur ein Bruchteil.

Grund dafür ist die Gallwespe – ein Insekt, das Italiens Marronibäumen stark zusetzt. Der Befall verhindert die Bildung von neuen Blättern und Blüten. Nussfrüchte können nicht heranwachsen, die Ernte bleibt aus.

Schon vor zehn Jahren kämpften Marronibauern mit diesem Problem. Die Behandlung der Bäume dauert bis zu acht Jahre und ist teuer. «Das konnten sich viele Produzenten in Italien nicht leisten», so Importeur Strazzini. Folglich gibt es weniger Anbieter auf dem Markt, was die Knappheit an guten Marroni verstärkt.

In der Pfanne bräteln Kastanien statt Marroni

Plan B der Verkaufsstände: auf Kastanien ausweichen. Sie sind zwar billiger im Vergleich zu Marroni, aber weniger süss, nicht so cremig und lassen sich schlechter schälen. Renzo Strazzini sowie mehrere Marroniverkäufer versichern aber: Ist ein geübter Brätler am Werk, schmeckt ein Laie keinen Unterschied.

Das gemischte Angebot erwähnen nur wenige. Bei manchen Verkäufern brutzeln vorwiegend Kastanien in der Pfanne – angepriesen werden die Leckereien als Marroni.

«Da wird beschissen», stört sich Stefan Elsener (46). Er verkauft seine Marroni und Kastanien – so an seinem Stand in Baden AG deklariert – seit Jahren für 3.50 Franken pro 100 Gramm.

Elsener trotzt den hohen Einkaufspreisen und glaubt: «Wer seine Marroni günstig anbietet, verkauft mehr.»

Rosskastanie, Edelkastanie und Marroni

Rosskastanie: Mit braunen Früchten kann man zwar lustige Tierchen basteln, zum Verzehr sind sie wegen des hohen Gehalts an Gelbsäure aber nicht geeignet.

Edelkastanie: Die Bäume wachsen vor allem südlich der Alpen. Die essbaren Früchte der Edelkastanie haben feinere Stacheln als die Rosskastanie. Sie hat eine flache Unterseite.

Marroni: Bei Marroni handelt es sich um einer Weiterzüchtung der Edelkastanie. Die Frucht ist etwas grösser, hat eine herzförmige Unterseite und lässt sich besser schälen.

Rosskastanie: Mit braunen Früchten kann man zwar lustige Tierchen basteln, zum Verzehr sind sie wegen des hohen Gehalts an Gelbsäure aber nicht geeignet.

Edelkastanie: Die Bäume wachsen vor allem südlich der Alpen. Die essbaren Früchte der Edelkastanie haben feinere Stacheln als die Rosskastanie. Sie hat eine flache Unterseite.

Marroni: Bei Marroni handelt es sich um einer Weiterzüchtung der Edelkastanie. Die Frucht ist etwas grösser, hat eine herzförmige Unterseite und lässt sich besser schälen.

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