Schauen wir uns das Bild auf dieser Seite an: farbige Punkte zwischen Pracht und Elend. Impressionist Claude Monet hätte für ein solches Stillleben den Pinsel tagelang schwingen müssen. Mutter Natur schafft das Wunder innert Minuten. Sie lässt nur kurz mal Hagelkörner vom Himmel fallen, und schon sieht ein Rosenstrauch aus wie ein fein arrangiertes Gemälde.
Nur, die Freude am Werk ist merklich kleiner. Das haben auch die letzten zehn Tage gezeigt: Hagelschlag in den Kantonen Jura, Neuenburg, Bern, Luzern und Zürich. Überschwemmungen, zerschlagene Fenster, es gab leider sogar Tote. Um die 800 Schadenmeldungen gingen bei Versicherungen ein. Erwartete Schadensumme: vier Millionen Franken.
Pflanzen wurden von Wind und Wetter heftig durchgeschüttelt und bekamen vom Hagel gehörig eins aufs Dach. Grossblättrige Stauden sehen aus wie ein Fetzen Elend und manche Büsche und Bäume wie ein Fussballer mit zweifelhafter Frisur. Auch wenn Hobbygärtner weit weniger unter den Schäden zu leiden haben als (Gemüse-) Bauern: Ihr Herz zieht sich beim Anblick dieser Matsch-Misere zusammen. Was tun mit dem Salat?
Vor der Antwort stehen die Regeln der Biologie: Pflanzen stecken gerade mitten im Wachstum. Noch fällt es ihnen etwas leichter, kleinere Rück- und Hagelschläge zu verkraften. Sie lassen noch mit Saft und Kraft neue Blätter treiben, damit diese für sie Sonnenlicht in Nahrung verwandeln.
«Topfpflanzen, egal ob Blumen, Kräuter oder Gemüse, sollte man in dieser Phase mit Dünger unterstützen», sagt Urs Streuli, Gartenexperte des Fachmagazins «Bioterra». Als Freund der Natur rät er uns zu organischem Dünger – und Flüssigdünger: «Dieser versorgt die Wurzeln besonders schnell mit den nun erforderlichen Nährstoffen.» Damit können Pflanzen den Wachstums-Turbo zünden und die Krise überwinden. Auch sonst kann man Grün entstressen. Eine Übersicht:
- Stauden, Gemüse und einjähriger Flor: Ist der Hagelschaden nicht allzu gross, die lädierten Blätter entfernen, nicht nur der Optik wegen. Lasches Laub lockt Schnecken an. Darüber hinaus ist es Brutstätte für Pilze, besonders für die Verursacher von Graufäule. Davor gilt es die Pflanzen zu schützen, sonst werden sie bald zusätzlich belastet. Also weg mit stark gelöchertem oder zerfetztem Blattwerk. Wurden gar die Triebe verhagelt, gibts nur eines: Rückschnitt auf Gesundes, falls noch vorhanden. Schlimmstenfalls wird ein Ersatz nötig. Salat, Kohlarten, Gurken, Zucchetti und Kürbis sind schnell nachgezogen, bei Tomaten haben nur noch kleinfrüchtige Sorten eine Chance, Erntegut zu bilden
- Sträucher und Bäume: Hier muss wohl die Gartenschere her, denn abgeknickte Äste wollen weggeschnitten sein. Die Pflanzen werden an den Schnittstellen neu austreiben. Ist die Stamm- oder Astrinde durch den Hagel aufgerissen: fasrige Rissstellen mit scharfem Messer glätten, die Fasern also wegschneiden. Für Sträucher und Bäume wäre Düngung fehl am Platz. Damit jagte man sie in einen künstlichen Wachstumsschub und damit ins Elend. Die neuen Triebe würden im Winter abfrieren. Was Stauden, Sträuchern und Bäumen nach Hagelschlag gleichermassen hilft: Sonne und sanfter Wind. Beides lässt sie wieder prächtig gedeihen – so schön wie auf einem Bild von Claude Monet.