Weltweit stehen die Zeichen auf Teuerung: Die Zentralbanken fluten die Märkte mit billigem Geld. Die Arbeitslosigkeit sinkt. «Volkswirtschaften auf der ganzen Welt erfahren einen Aufschwung. Dennoch steigen die Preise kaum», stellt Burkhard Varnholt (49), Chief Investment Officer (CIO) der Credit Suisse (CS), fest.
Weltweit gibt es kaum Inflation
Tatsächlich gibt es – mit wenigen Ausnahmen – kaum Inflation. In der Schweiz betrug sie im Mai gerade einmal 0,2 Prozent im Vergleich zum Vormonat. Damit liegt sie deutlich unter der Höchstgrenze von zwei Prozent, die die Schweizerische Nationalbank (SNB) – wie die meisten Zentralbanken der Welt – ausgegeben hat. Warum steigen allen historischen Fakten zum Trotz die Preise nicht?
CIO Varnholt machte am gestrigen Donnerstag einen Verantwortlichen aus, der offenbar den Deckel auf den Preisen hält. Weder die US-Notenbank-Chefin Janet Yellen (70) noch Mario Draghi (69) von der Europäischen Zentralbank seien verantwortlich, so Varnholt. «Eine uns wohlbekannte Person hat die Inflation getötet: Jeff Bezos!»
Unternehmen fürchten Preisvergleich bei Amazon und Co.
Der 53-jährige Gründer und Chef des Versandhandelsriesen Amazon als weltweiter Preisüberwacher?
Varnholt erklärte es am gestrigen Donnerstag auf einer Veranstaltung der CS folgendermassen: Internetshops wie Amazon sorgen für Transparenz. Viele Produkte sind innert Sekunden vergleichbar. Und natürlich auch ihre Preise.
Das bedeutet für die Unternehmen, dass der Kunde mal schnell ein Produkt anderswo kauft, wenn es ihm zu teuer ist. Unternehmen schreckten daher davor zurück, die Preise anzuziehen, so Varnholt. Sie würden keine Preise mehr setzen, sondern Marktpreise akzeptieren. Damit sei Jeff Bezos mitverantwortlich dafür, dass die Preise kaum stiegen.