Vergiftetes Klima bei Umweltorganisation
Green-Cross-Chefin soll Finanzen frisiert haben

Die von Michael Gorbatschow gegründete Organisation kommt nicht zur Ruhe: Green-Cross-Schweiz-Präsident Martin Bäumle will nichts zum überraschenden Abgang seiner Geschäftsführerin sagen. Nathalie Gysi soll sich einen hohen Bonus ertrogen haben.
Publiziert: 07.09.2018 um 01:52 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2018 um 22:30 Uhr
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Nathalie Gysi war seit 1999 Geschäftsführerin von Green Cross Schweiz.
Foto: rgbphoto.ch / stefan baumgartner
Claudia Gnehm

Michael Gorbatschow (87), der Gründer der Umweltschutzorganisation Green Cross, trat letztes Jahr aus Protest aus dem Stiftungsrat von Green Cross International zurück. Der letzte Präsident der Sowjetunion machte die Schweizer Sektion dafür verantwortlich, dass die Organisation vor dem Bankrott steht.

Nun ist die umstrittene Direktorin von Green Cross Schweiz, Nathalie Gysi (47), abgetreten – unter dem Radar der Öffentlichkeit. BLICK liegt ein internes Mail vor, in dem der Green-Cross-Schweiz-Präsident und grünliberale Nationalrat Martin Bäumle (54) letzte Woche die Beendigung des Arbeitsverhältnisses im gegenseitigen Einvernehmen mitteilte.

Auf Anfrage beruft sich Martin Bäumle auf das vereinbarte Stillschweigen. Er liess auch offen, ob eine Untersuchung eingeleitet wurde. Gysi, die seit 1999 im Amt war, reagierte nicht auf die Anfragen von BLICK.

Gysi-Rücktritt schon früher gefordert

Gysi und Bäumle standen einerseits unter Beschuss, weil Green Cross International die Schweizer Sparte für die finanzielle Krise verantwortlich machte – sie hätte 2016 ihren Mitglieder-Beitrag nicht überwiesen.

Andererseits kam Gysi unter Druck, weil ihr die Zertifizierungsstelle für Non-Profit-Organisationen (Zewo) letztes Jahr wegen fehlender Transparenz mit dem Entzug des Gütesiegels gedroht hatte.

Pikant: Der Vorgänger von Martin Bäumle als Stiftungspräsident Schweiz, Sander Mallien (60), ist kurz vor Gorbatschow aus Protest gegen die Buchhaltung zurückgetreten. In einem Interview forderte der Aargauer Grossrat schon damals den Rückritt von Gysi.

Mallien überraschte der Abgang. Aber der Rücktritt sei überfällig gewesen, betont er. Er habe seit Jahren vor der «kreativen Buchführung» Gysis gewarnt. Sie habe die Buchhaltung für ausländische Schwester-Organisationen gemacht. Dabei soll sie deren Gelder als Spendeneinnahmen für die Schweiz verbucht haben, damit sie einen hohen Bonus erhalte. Der variable Lohnanteil sei von der Höhe der Einnahmen abhängig gewesen.

Aussergewöhnlicher Bonus

Gemäss einem ehemaligen Mitarbeiter* bezog Gysi ein Grundgehalt von rund 120'000 Franken. Der Bonus konnte bis 40 Prozent des Basislohns betragen.

Das ist aussergewöhnlich. Laut Zewo-Direktorin Martina Ziegerer gab es 2016 nur bei 14 Prozent der Non-Profi-Organisationen variable Vergütungen, die im Schnitt bloss fünf Prozent der Vergütung ausmachten. Martin Bäumle wollte nichts zum Lohnsystem sagen.

Sein Vorgänger Mallien war nicht nur Präsident bei Green Cross Schweiz, sondern zuletzt Finanzverantwortlicher im Stiftungsrat der Mutterorganisation. Er wirft Gysi auch Bestechung vor. Sie habe Auslandsorganisationen dafür bezahlt, dass sie bei der Mutterorganisation für ihre Anliegen stimmte.

Auf die Anfrage nach einer Stellungnahme bei Green Cross International wird auch auf Bäumle verwiesen, der auch die Muttergesellschaft präsidiert. Aus seiner Sicht wurde der Konflikt zwischen Mutter- und Tochter-Organisationen inzwischen beigelegt, die Finanzlage bei der Mutterorganisation sei immer noch angespannt.

Green Cross Schweiz hat laut der Zewo-Chefin die Rezertifizierung vor wenigen Wochen bestanden.

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